Anlegen bei ablandigem Wind

vg

Die erste Frage zum Anlegen

Weht der Wind ab- oder auflandig?

Wind vom Land, der auf das Wasser / Meer / den See weht, ist zum Anlegen ablandig.

Dies bedeutet, dass wir nur mit dem Großsegel gegen den Wind segeln können und das Großsegel erst im Hafen bergen können.

Wir benötigen das Großsegel, um gegen den Wind ansegeln zu können.

Deshalb fahren wir (ohne das Vorsegel) einen Aufschießer in den Hafen hinein.

Ablandige Winde

Ablandige Winde. Hier das große Bild.

Die Windrichtungen 1., 2. und 3. sind eindeutig ablandig. Die Sonderformen 1a und 3a definieren wir für breite Hafeneinfahrten sowie geräumige Hafenbecken als ablandig und besprechen sie weiter unten.

Das Anlegemanöver ist in fast allen unseren Hafeneinfahrten (A, B, C) jeweils sehr ähnlich.

Ablandige Winde

Das obige Bild zeigt die ablandigen Winde mit allen Anlegemanövern. Hier das große Bild.

Das Anlegen bei ablandigem Wind

Handelt es sich um einen ablandigen Wind - er weht vom Hafen auf den See hinaus -, werden wir ohne die Fock einen Aufschießer an einen Dalben im Hafen fahren.

Warum können wir bei ablandigem Wind nur so anlegen? Ganz einfach: Würden wir bei ablandigem Wind die Segel vor dem Hafen bergen, so müssten wir mit der Fock gegen den Wind kreuzen. Dies geht jedoch nicht, oder es wäre zumindest mit unsäglichen Mühen verbunden!

Bei ablandigem Wind müssen wir uns zwei Fragen beantworten:

Wo machen wir unseren Aufschießer im Hafen?

Wie kommen wir an diese Stelle?

Die genaue Windrichtung bei ablandigen Winden bestimmen

Auch bei ablandigem Wind empfiehlt es sich, zuerst einmal im Abstand von ca. 100 Metern am Hafen vorbei zu segeln, um die genaue Windrichtung an der gewünschten Hafeneinfahrt (z.B. mittels einer langsamen Wende davor) festzustellen sowie die Breite der Hafeneinfahrt und den Platz zum Manövrieren im Hafenbecken optisch zu erkunden.

Da man Aufschießer am einfachsten aus dem Kurs Halber-Wind fahren kann, sollten wir versuchen, mit diesem Kurs auf unsere Einfahrt zu zu segeln bis zu einem Punkt ca. 100-150 m vor dem Hafen.

Versucht man auf einem Kurs hoch am Wind zum Hafen zu segeln, so steht man bei schralendem Wind (Wind, der plötzlich vorlicher einkommt) sofort im Wind, muss abdrehen und erneut anfahren.

Vorsicht: Bei ablandigem Wind muss man mit starken Winddrehungen und Böen rechnen. Besonders in der Nähe von Hindernissen wie hohen Häusern, Bäumen, Hügeln sind Winddrehungen bis zu 90 Grad keine Seltenheit.

Die Vorbereitung

Bereits auf dem Kurs Halber-Wind zum Hafen teilt der Steuermann seine Crew ein.

Ein Mitsegler wird für das Großfall eingeteilt. Diese Person klariert das Fall, indem sie es von der festen Part aus durch die Hand laufen lässt, um Wuhlings oder Knoten zu entfernen.

Der Großbaum wird bei ggf. vorhandenem Lümmelbeschlag hochgesetzt, um den Zug auf das Fall zu reduzieren. Dies ist besonders auf einem Segelboot mit Stahlfall und am Ende in einen Haken eingehängter Schlaufe notwendig. Meist ist es nämlich im durchgesetzten Zustand unmöglich, die Schlaufe aus dem Haken am Mastfuß auszuhängen, weil zu viel Spannung darauf lastet.

Eine Person wird eingeteilt, um beim Bergen des Großsegels das Vorliek aus dem Mast zu ziehen.

Eine weitere Person - falls vorhanden - oder der Vorschoter muss beim Aufschießer an den Bug, um eine Dalben-Leine zu ergreifen.

Vorsegel einrollen oder bergen

In einem Abstand von mindestens 100 m vor der Einfahrt rollen wir die Fock ein, um langsamer zu werden und eine bessere Sicht voraus zu haben.

Der Steuermann teilt hierzu bei Bedarf eine weitere Person zum Bedienen des Rollfockbändsels ein.

Auf Befehl des Steuermanns Fock einrollen! wird das Vorsegel kontrolliert dicht eingerollt. Dies geht am besten, wenn der Vorschoter die Schot langsam fiert und die Person am Rollfockbändsel gleichzeitig kräftig dichtholt.

Auf manchen Schiffen kann es hilfreich sein, wenn - nach dem Einrollen - eine Person auf dem Vordeck die Rollfock am Schothorn nach unten zieht. Dadurch rollt sie sich vor allem oben enger zusammen. - Aber das muss vorsichtig geschehen, da es bei mehr Wind auf dem Vordeck nass und wacklig sein kann. Die Person, welche dies machen will / soll, sollte bei jedem Wetter sicher auf den Füßen sein.

Je kräftiger der Wind weht, umso schwieriger wird es, den Rollmechanismus auf halben oder am Wind (von Hand) zu bedienen. Hier gibt es folgenden Trick: Man fährt vorsichtig für kurze Zeit einen achterlichen Kurs. Dadurch wird das Vorsegel vom Großsegel abgedeckt und lässt sich kinderleicht einrollen. Danach muss allerdings sofort wieder Kurs auf die Hafeneinfahrt genommen werden.

Fährt man eine kleine Normalfock an Stagreitern, so lässt man diese ab etwa 100-150 m vor der Hafeneinfahrt frei schlagen. Der Steuermann gibt hierzu das Kommando: Fockschoten los!

Bei größeren Segelbooten mit Reeling und / oder einer größeren klassisch am Vorstag angeschlagenen Genua würde ich hingegen das Vorsegel bergen. Danach muss man es allerdings mit mehreren Bändseln am Vorstag herunterbinden und an der Reeling sichern. Es darf weder durch Böen steigen noch über Bord geweht werden. Auch hier gilt, dass man ein klassisches Vorsegel besser nicht abschlägt. Es gibt immer wieder Situationen, bei denen man das Anlegemanöver komplett abbrechen muss und dann das Vorsegel wieder benötigt.

Anlegen mit dem Großsegel

Es ist umstritten, ob man zum Anlegen eine eigene Festmacherleine benötigt.

Ich lasse die Person auf dem Vordeck eine eigene Festmacherleine mitnehmen und klarieren, sodass man sie griffbereit hat - für alle Fälle.

Im Idealfall legt man sowieso an seiner eigenen Box an und hat dann die zwei losen Leinen der beiden (Boxen-) Dalben zur Verfügung.

Fakt ist jedoch, dass man zum Segelbergen oft nur Sekunden benötigt. Das kann man auch an einem anderen Dalben dadurch lösen, dass man sich so lange an einer vorhandenen Leine mit einer Hand festhält. Es ist dabei gleichgültig, ob die Leine lose herunterhängt, oder gespannt ist zu einem in der Box liegenden Yacht, oder ob es sich um eine Boxentrennleine handelt. Man hält sich nur kurz fest. Da kommt kaum Zug darauf. Deshalb hat da auch niemand etwas dagegen. (Nochmals: Es geht um kurzes Festhalten, nicht um Festbinden.)

Nur mit dem Großsegel fährt man langsam Richtung Einfahrt.

Ist das Segelboot immer noch zu schnell, so kann man das Großsegel jederzeit und auf jedem Kurs fieren.

Dies betrifft vor allem die Anfahrt auf Halbem Wind.

Lassen Sie im Zweifel die Schot so weit heraus, bis das Großsegel und der Baum an den Wanten anstößt. Selbst dann wird das Segelboot noch etwas Fahrt machen.

Falls das Boot zu langsam werden sollte, dann kann man jederzeit wieder die Groß-Schot dichter nehmen, um erneut Fahrt aufzunehmen.

Vor allem in engen Einfahrten empfiehlt es sich, eher langsam anzufahren.

Das sogenannte Schlimmste, was passieren kann bei zu wenig Fahrt im Schiff, ist, dass man nicht einmal den ersten Dalben an der Mole / Einfahrt erreicht. Aber dann braucht man nur noch einmal anzufahren. Das ist vor allem bei einem sehr böigen Wind und / oder hoher Windgeschwindigkeit keine Schande.

Bei zu viel Fahrt im Schiff und einem (unerwarteten) Hindernis in der Einfahrt oder einem viel zu kurzen Hafenbecken ist jedoch ein Unfall mit ggf. schweren Schäden kaum vermeidbar.

Auch hier gilt tendenziell, dass viele Segler - aus Angst, nicht den Dalben zu erreichen - mit zu viel Fahrt im Schiff in den Hafen einlaufen.

Abbremsen ist allerdings auch gegen den Wind schwierig. Insbesondere im ruhigeren Hafenbecken schiebt dann die Masse von nicht selten mehreren Tonnen deutlich und vor allem lange.

Je nach Windverhältnissen ist man vor allem dann im eigentlichen Hafenbecken oft sehr schnell - schneller als erwartet. Dies liegt daran, dass man oft vor der Mole noch mit heftigen Böen und auch Wellen zu kämpfen hat. Beide Naturkräfte nehmen jedoch im Hafen selbst bei ablandigen Winden meist signifikant ab. D.h. die draußen vorhandenen natürlichen Bremskräfte fehlen dort plötzlich.

Dann wird noch jemand zum Loswerfen der evtl. vorhandenen Backstagen eingeteilt, damit das Großsegel beim Aufschießer frei nach allen Seiten schlagen kann. Da das Vorsegel bereits fehlt, liegt auch kaum mehr Druck auf der luv-seitigen Backstag. Es spricht somit nichts dagegen, diese Backstag bereits auf Halbem Wind (also noch vor dem eigentlichen Aufschießen) zu öffnen.

Bereits einige Sekunden vor dem eigentlichen Aufschießer sollte eine Person am Bug auf Höhe der Fock / am Vorstag stehen, um beim Aufschießer nach einer Leine fassen zu können.

Es empfiehlt sich, auf der Luvseite zu stehen, da man dort meist näher an der später zu fassenden Leine steht.

Ferner sollte man sich immer mit einer Hand am Vorstag bzw. der eingerollten Rollfock festhalten.

Der Aufschießer

Bevor der Skipper eindreht in den Wind, frägt er seine Crew: Klar zum Aufschießer? oder Klar zum Aufschießen? oder auch Klar zum Anlegen mit Aufschießer?.

Nachdem die Crew sich selbst vergewissert hat, bestätigt sie das mit: Ist klar. Auch hier hilft selbständiges Denken. Denn nahe an der hohen Mole kann es sein, dass die Sicht (für den Skipper) eingeschränkt ist. Auch hier gilt: auslaufende Schiffe haben Wegerecht.

Die genaue Anlegestelle - d.h. welchen Dalben wir uns zum Aufschießen im Hafen aussuchen - hängt von der restlichen Fahrt im Schiff ab.

Grundsätzlich sollte man vorab einen Dalben in der Mitte der langen Dalbenreihe im Wind wählen. Dies hat den Vorteil, dass man in jedem Fall ausweichen kann:

Ist man zu langsam und kommt doch nicht an den gewünschten Dalben, so nimmt man einfach einen weiter davorliegenden Dalben.

Ist man zu schnell, so lässt man das Schiff länger auslaufen und nimmt erst einen Dalben hinter dem ursprünglich gewählten.

Von dort kann man sich dann in die eigene Box verholen.

Der Steuermann zielt beim Aufschießer immer einige Zentimeter neben den Dalben. Ansonsten wird sich der Dalben zuerst durchbiegen und dann das Schiff mit fast derselben Energie nach hinten katapultieren - meist, ohne dass jemand eine Leine fassen oder halten kann.

Sobald die Person am Bug eine Leine an einem Dalben gefasst hat, ruft sie Leine gefasst.

Hat man auf einem kleinen Segelboot eine (kleine) Normalfock noch fliegend gesetzt, so gibt der Steuermann jetzt den Befehl zum Bergen des Vorsegels: Vorsegel/ Fock bergen. Dazu muss eine zweite Person die lose schlagende Vorschot wieder ins Schiff ziehen, damit das Vorsegel nicht ins Wasser fällt.

Erst jetzt wird das Großsegel geborgen. Dies gilt besonders bei einem fliegend gefahrenem Vorsegel. Dieses muss zuerst geborgen werden, da sonst das Schothorn evtl. mit Metallbeschlägen der am Mast hantierenden Crew bei mehr Wind an den Kopf geschlagen werden kann. Wir stehen am Dalben im Wind. Da kann dem Großsegel nichts passieren.

Der Steuermann achtet beim Bergen des Großsegels darauf, dass die Baumnock (ohne Dirk) nicht auf das (Achter-) Deck donnert.

Sofern eine Dirk vorhanden ist, wir diese vor dem Bergen des Großsegels auf die passende Höhe dicht geholt.

Sofern das Vorliek des Großsegels in der Mastkeep geführt wird, sollte das Vorliek grundsätzlich schräg nach hinten (Achtern) unten gezogen werden, da es sich beim einfachen Herunterziehen leicht in der sich nach unten wieder verengenden Mastkeep verklemmen kann und dadurch das weitere Bergen des Segels verhindert.

Umsicht und Rücksicht

Während des Anlegens behält der Steuermann den Wind und andere Fahrzeuge genau im Auge.

Er schaut z.B., ob sich andere Boote der Hafeneinfahrt nähern oder auslaufen und das eigene Boot beim Anlegen behindern könnten.

Er sollte deshalb nicht seinen Crewmitgliedern bei deren Arbeiten helfen!

Falls der schlimmste Fall eintreten sollte, und der Wind während des Anlegens tatsächlich dreht, muss schnell entschieden werden:

Befindet man sich noch beim Anfahren, so sollte man den gesamten Vorgang sofort abbrechen und erneut anfahren.

Hat man den Aufschießer jedoch bereits gefahren und ein Besatzungsmitglied hat eine Leine an einem Dalben gefasst, so sollte ganz schnell das Großsegel geborgen werden. Da der Wind plötzlich aus einer anderen Richtung weht, wird automatisch Druck auf das Segel kommen und das Vorliek etwas in der Mastkeep klemmen. Man muss deshalb kräftig nach unten ziehen.

Befindet man sich zwar bereits im Hafenbecken, aber noch nicht am Dalben, dann sollte man sich ggf. einen anderen (passenderen) Dalben zum Anlegen aussuchen, an dem man ggf. besser oder sogar ideal im Wind aufschießen kann. Und, ja. Das kann sogar einen Seitenwechsel bedeuten, wenn der ablandige Wind plötzlich von der anderen Seite der Hafeneinfahrt ablandig weht.

Dass man auch beim Anlegen keine anderen Schiffe beschädigt, dürfte jedem sofort einleuchten. Jeder darf hierzu selbständig mit den Füßen vom anderen Schiff abhalten.

Ebenso empfiehlt es sich, einem vorausfahrenden unter Segel anlegenden Boot genügend Zeit und Raum zu gewähren, bevor man selbst unter Segel anlegt. Falls nämlich der Voraussegelnde durch eine starke Winddrehung oder andere widrige Umstände gezwungen ist, das Anlegemanöver abzubrechen und wieder aus dem Hafen herauszufahren, so kann er eventuell einem kurz hinter ihm segelnden Fahrzeug nicht mehr ausweichen.

Grundsätzlich sollte man beim Aufschießer an einen Dalben nicht versuchen, die Fahrt mit den Händen aus dem Schiff zu bremsen. Hierbei gehen häufig Segler über Bord, da die enorme Masse des Schiffes sowie die Geschwindigkeit unterschätzt werden.

Beim Anlegen darf aber auch grundsätzlich niemand über Gebühr behindert werden. D.h. man muss die Einfahrt sofort nach dem Bergen der Segel wieder räumen, damit andere anlegen können.

Ablandiger Wind aus Richtung 1.

Kommt der Wind ablandig (von uns aus im Hafen stehend gesehen) von links (Windrichtung 1.), dann ist die Anfahrt relativ einfach.

Der Aufschießer funktioniert prinzipiell in jeder Hafeneinfahrt. Deshalb suchen wir uns hier die schwierigste Situation heraus: die sehr enge Hafeneinfahrt C.

Je weniger Platz zum Manövrieren man in einer engen Hafeneinfahrt und einem noch engeren Hafenbecken zur Verfügung hat, desto präziser muss das Anlegemanöver durchgeführt werden.

Daraus folgt, dass man die Geschwindigkeit gut wählen sollte. Je näher man dem Ziel kommt, desto weiter sollte man das Großsegel ggf. auffieren, um die zu große Fahrt zu verringern.

Anlegen bei ablandigem Wind aus Richtung 1.

Das obige Bild zeigt das Anlegen bei ablandigem Wind aus Richtung 1. Hier das große Bild.

Das Problem ist allerdings, dass man mit dem hinausgefierten Baum bei der Hafeneinfahrt auch nicht an der (leeseitigen) Mole anstoßen sollte. Also muss man den Abstand entsprechend wählen.

Jedoch ist die Einfahrt wirklich schmal. Deshalb hat man kaum Platz für den Aufschießer.

Hier ist es bei ggf. zu hoher Schiffsgeschwindigkeit notwendig, ziemlich weit in den Hafen hineinzufahren, um das Schiff auslaufen zu lassen, bevor man dann in den Wind dreht.

Das Schiff sollte wirklich von selbst neben dem anvisierten Dalben zum Stehen kommen.

Aber gleichgültig, was passiert: Man fährt niemals mit gesetzten Segeln in eine Box hinein. Bei diesem Wind schräg von der Seite wäre dies verhängnisvoll. D.h. man fährt nur an eine Box respektive an eine Dalbenreihe.

Anlegen bei ablandigem Wind aus Richtung 1.

Details des Anlegens bei ablandigem Wind aus Richtung 1. Hier das große Bild.

Ablandiger Wind aus Richtung 2.

Kommt der Wind ablandig (von uns aus im Hafen stehend gesehen) genau rechtwinklig von unten (Windrichtung 2.), dann ist die Anfahrt bereits schwer. Dann muss man nämlich vom See draußen kommend bereits mit mehreren Kreuzschlägen überhaupt einmal erst nahe an den Hafen segeln.

Erst dann kann man - relativ einfach - (von uns im Hafen stehend betrachtet) parallel zum Ufer mit Halbem Wind zur Einfahrt segeln. Diese funktioniert allerdings (von uns im Hafen aus gesehen) nur von links, weil rechts hier die gesperrte Flachwasserzone eine Anfahrt unmöglich macht. Man kann auch nicht dorthin fahren und dann eine Wende machen, weil die langgezogene S-Mole zwischen Hafeneinfahrt A und B zu weit in den See hinausreicht. - Tja, dieser Hafen hat so seine Tücken.

Tendenziell segeln hierbei viele Segler oft zu dicht an der (leeseitigen) Mole entlang. Dadurch sieht man kaum rechtzeitig auslaufende Boote. Noch nachteiliger ist jedoch, dass man in der Nähe der Spundwand auch weniger Wind erhält und somit langsamer segelt.

Persönlich würde ich auf jeden Fall eine Schiffslänge - also rund 10 Meter (Mindest-) Abstand zur Mole halten. - Dadurch wird man schneller und behält den besseren Überblick. Man kann zur eigenen Einfahrt hin - also im Schlussteil - dann immer noch etwas anluven, wenn man glaubt zu weit entfernt respektive zu langsam für den Abstand zum Aufschießer zu sein.

Der Aufschießer funktioniert prinzipiell in jeder Hafeneinfahrt. Deshalb suchen wir uns hier die schwierigste Situation heraus: die sehr weit überstehende Mole bei Hafeneinfahrt B.

Wir haben hier zwar mehr als ausreichend Platz. Aber wir müssen eine ziemlich ekelhafte S-Kurve fahren, wobei jedes Schiff extrem abgebremst wird.

Vor allem ältere Schiffe mit einem langen Kiel (sogenannte Langkieler), können dies kaum durchführen, sofern man das Manöver der S-Kurve zu eng segelt.

Aber auch für sportliche Segelschiffe ist es bei - vor allem mehr Wind - von Vorteil, bei der Anfahrt mit halbem Wind eher ein paar Meter weiter von der Mole Abstand zu halten. Denn dann erhält das Großsegel mehr Wind, das Schiff ist schneller und - das Wichtigste - man fährt automatisch die Wende etwas weiter, weicher und behält somit mehr Fahrt im Schiff.

Grundsätzlich bleibt es jedoch wichtig, dass man für die erste Wende in den Hafen hinein die Pinne / das Ruder nur bis maximal 35 Grad legt (maximal bis an das Süllbord). Ein größerer Ruderwinkel bremst das Schiff zu stark ab.

Je träger Ihre Yacht reagiert, desto weiter sollte man auch in die breite Ausfahrt (bis hin zur gegenüberliegenden Mole) ausholen, richtig wenden und dabei das Großsegel auf Steuerbord übernehmen, dort dichtholen und etwas Fahrt aufnehmen, um erst dann den Aufschießer zu fahren.

Anlegen bei ablandigem Wind aus Richtung 1.

Anlegen bei ablandigem Wind aus Richtung 2. Hier das große Bild.

Leider kann man nicht einfach den ersten Dalben / den Eckdalben an der Mole für den Aufschießer anvisieren.

Dort kann man zwar perfekt im Wind stehend festmachen und dann das Großsegel bergen.

Aber man kommt von dort durch manuelles Verholen - zumindest bei mehr als 2 Beaufort - nicht mehr in den Hafen.

Gleichgültig, wie man das Boot zu verholen sucht (ziehen, drücken etc.), Sie erreichen nicht die viel weiter nach innen stehenden beiden weiteren Dalben.

Das hinderlichste ist hierbei noch nicht einmal die Vorstehende Mole an sich, sondern der darüber verlaufende breite Betonsteg. Selbst wenn man mit Tricks das Boot etwas dreht (das Heck schwenkt), bleibt man mit den Wanten am Steg oben hängen.

In fast allen Fällen werden Segelboote sowieso vom Wind in die andere Richtung abgedrängt. Aber dann geht es wieder (ohne Segel) raus aus dem Hafen.

Wir haben es als Segellehrer immer wieder mit allen Tricks versucht. So etwas klappt nur mit Hilfe einer Hilfs-Leine von einem Bootslieger in der 2. Box von vorne, die einem (an der Mole stehend) zugeworfen werden muss (hier erkennbar an der Position des große B).

Dafür ist der Aufschießer dann einfach. Sie brauchen nur entlang der Dalben immer geradeaus zu fahren, bis das Schiff komplett steht. Dann greift die Person am Bug / auf dem Vordeck eine Leine an einem Dalben. Dazu stellt die Person sich von Anfang an auf die Steuerbordseite, da in dieser Hafeneinfahrt nur die Dalben auf jener Seite verwendet werden können.

Wer ganz weit hinten im Hafen liegt, kann als erfahrener Segler natürlich auch in dieser breiten Hafeneinfahrt mit einem sportlichen Segelboot gegen den Wind mit mehreren Kreuzschlägen ankreuzen. Das funktioniert auch mit dem Großsegel alleine, sofern man nach jeder Wende immer sofort wieder sauber auffiert.

Sonderform mit der Fock: Sofern Sie eine Rollfock besitzen (keine Rollgenua), Ihre Mannschaft erfahren ist, dann kann es bei viel Wind und Wellen hilfreich sein, das Vorsegel für diese S-Kurve und ggf. weitere Wenden im Hafenbecken zu fahren. Aber, beachten Sie bitte die Einschränkung erfahren. Wer mit Vollzeug bei viel Wind im Hafen einen Fehler macht, wird zum Gespött aller Zuschauer.

Anlegen bei ablandigem Wind aus Richtung 2.

Details des Anlegens bei ablandigem Wind aus Richtung 2. Hier das große Bild.

Ablandiger Wind aus Richtung 3.

Kommt der Wind ablandig (von uns aus im Hafen stehend gesehen) von rechts (Windrichtung 3.), dann ist die Anfahrt auch nicht ganz so einfach. Denn sie führt eng an der Flachwasserzone vorbei, will man auch nur in etwa Halben Wind fahren.

Meist wird daraus ein Am-Wind-Kurs. Das ist schlecht, weil ablandige Winde oft drehen. Da kann man schnell bei der Anfahrt bereits mehrfach im Wind stehen und muss wieder neu anfahren.

Der Aufschießer funktioniert prinzipiell in jeder Hafeneinfahrt. Deshalb suchen wir uns hier die schwierigste Situation heraus: die enge und verwinkelte Hafeneinfahrt A.

Ist man da durchgesegelt öffnet sich allerdings ein breites Hafenbecken, das jedes Manöver erlaubt.

Daraus folgt, dass man für dieses Manöver die maximale Geschwindigkeit benötigt, um in den Hafen zu gelangen.

Anlegen bei ablandigem Wind aus Richtung 3.

Das obige Bild zeigt das Anlegen bei ablandigem Wind aus Richtung 3. Hier das große Bild.

Das Problem ist allerdings, dass man mit dem Baum bei der Hafeneinfahrt nicht an der Mole anstoßen sollte. Also muss man den Abstand entsprechend wählen.

Jedoch ist die Einfahrt wirklich verwinkelt.

Dazu muss man im Schlussteil ein kurzes Stück extrem hoch am Wind segeln, bevor man kurz vor der Mole wieder abfallen kann, um gut in die verwinkelte Einfahrt zu gelangen.

Tendenziell fahren auch hier zu viele Segler dieses S durch die Einfahrt zu eng (an der linken oberen Mole vorbei) mit zu stark gelegtem Ruder und bremsen dadurch zu sehr ab.

Hilfreich ist auch hier eher eine weiche, größere Kurve mit maximal 35 Grad Ruderstellung.

Anlegen bei ablandigem Wind aus Richtung 3.

Details des Anlegens bei ablandigem Wind aus Richtung 3. Hier das große Bild.

Windrichtung 3. für die anderen Hafenbecken

Im sehr schmalen Becken C ist der Aufschießer identisch zu Version 1. zu berechnen. Man hat kaum Platz.

Bei der Hafeneinfahrt B versuchen allerdings zu viele Segler einen Aufschießer irgendwo im Mittelteil an die S-förmig geschwungene Mole zu fahren.
Das funktioniert fast nie, weil man so perfekt auf den Zentimeter die Fahrt und Entfernung zum Aufschießer nicht abschätzen kann. Bei zu viel Fahrt im Schiff donnern Sie gnadenlos in die Mole. Da habe ich sogar schon einmal einen Segler gesehen, der einen Holz-Dalben horizontal gespalten hat.

Die einzig sichere Stelle bei dieser Windrichtung ist ganz am Ende der S-förmigen Mole. Ist man dort noch zu schnell, dann nimmt man eben einen der weiteren Dalben dahinter - hinten im Hafenbecken.

Logischer Weise stellt sich die Person am Bug dann auch auf die linke Seite (Backbord), da nur dort (am Molenende) eine Leine zu greifen sein kann.

Anlegen bei ablandigem Wind aus Richtung 3.

Details des Anlegens bei ablandigem Wind aus Richtung 3 in den Hafenbecken B und C. Hier das große Bild.

Das war das Anlegen bei ablandigen Winden.

Jetzt muss man das Schiff nur noch im Hafen festmachen.

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