Mit etwas Vorbereitung funktionieren alle Hafenmanöver - Ab- und Anlegemanöver unter Segeln - bei jedem Wetter und mit jeder Mannschaft.
Piekfeine Segelkleidung eignet sich am besten zum offiziellen Clubempfang sowie für das schicke Ausgehen zum Essen. Für das sportliche Segeln empfehlen erfahrene Fachleute eher dem Sport angemessene Kleidung. Hier geht es auch nicht um das Sonnen oder Baden bei Flaute auf dem Wasser, sondern um wichtige Arbeiten auf dem Segelboot. Beginnen wir von oben:
Eine Kopfbedeckung ist sinnvoll. Denn die Sonneneinstrahlung ist auf dem Wasser hoch. Sofern man die maximale Sonneneinstrahlung an Land und somit den angegebenen UV-Wert in den Wetternachrichten als 100% setzt, wird man erstaunt feststellen, dass man dies an Land kaum erreicht, da irgendwie doch meist oder zumindest zeitweise etwas Schatten von Bäumen etc. vorhanden ist. Hingegen liegt auf dem Segelboot auf dem Wasser die Sonneneinstrahlung bei bis zu 200%, da Schatten weitgehend fehlt. Dafür reflektieren die Wasseroberfläche, das oft helle (teilweise weiße) Deck der Yacht und vor allem die weißen oder mit Hochglanzfolie verklebten High-Tech-Segel die Sonneneinstrahlung zusätzlich.
Das gilt immer: Einer meiner Bekannten - von Beruf auch noch Arzt - fuhr vor Jahren einmal seine neu aufgeriggte Yacht ca. 20 Kilometer im März auf dem Bodensee von der Werft in seinen Heimathafen (aufgeriggt ist eine Segelyacht dann, wenn sie so aussieht, wie ein Laie dies erwartet - also mit senkrecht stehendem Mast und allem Drum und Dran - das laufende und stehende Gut - kurzum funktionstüchtig). Zu dieser Jahreszeit ist das Wasser auf unserem Binnensee maximal 5 Grad warm. Dazu ging ein Wind, der durch den Fahrtwind noch verstärkt wurde. Es handelte sich somit gefühlt (Wind-chill-factor) um einen wirklich kalten Segeltag. Als er nach ca. zweieinhalb Stunden im Heimathafen einlief, mussten wir ihn ins Krankenhaus fahren, da er - ohne Kopfbedeckung - einen Sonnenstich erlitten hatte.
Bitte denken Sie an einen Sonnenschutz. Mit - wie man hier am Bodensee sagt - matschiger Birne
bereitet weder das Segeln Freude, noch können Sie sich dann auf wichtige Manöver konzentrieren.
Dazu gehört auch eine rechtzeitig vorab (ca. eine halbe Stunde vorher) aufgetragene hochwertige Sonnencreme für das Gesicht und die Hände sowie ggf. Arme. Kauftipp: Unter Lichtschutzfaktor 30 fängt am Bodensee kein Segler mehr an.
Bei der Oberkörperbekleidung gehen die Meinungen auseinander. Ältere Segler schwören auf ein langärmliges Hemd, da man die Ärmel bei Flaute immer noch hochkrempeln kann. Bei kurzärmeligen Hemden, Polo- und T-Shirts kann man jedoch keine Ärmel herunterlassen, wenn es zu heiß respektive die Sonneneinstrahlung zu hoch oder es kühler wird.
Generell ist eine sogenannte Zwiebelschalen-Kleidung empfehlenswert, die man je nach Bedarf kombinieren kann: Zumindest einen Pullover empfehle ich aus Erfahrung jedem - auch an einem heißen Sommertag - zumindest in der Segeltasche mitzunehmen. Denn es kann durch eine unerwartete Flaute auch länger dauern oder durch eine Wetterveränderung sogar im Sommer (durch den Wind gefühlt) kühler werden.
Aus leidvoller Erfahrung empfehle ich - zumindest zeitweise zu manchen Tätigkeiten - auch Seglerhandschuhe: Sogar preiswerte erfüllen ihren Zweck.
Diese haben meist auf der Handinnenfläche einen Lederbezug und an der Oberfläche eine luftdurchlässige Netzstruktur aus Synthetikfasern. Vor allem sind die Fingerkuppen frei, sodass man damit auch Schrauben aufdrehen und sonstige Arbeiten feinfühlig durchführen kann.
Bei Nässe lassen sich so Leinen und Schoten bequemer sowie sicherer halten. Sie schneiden nicht in die Haut ein.
Den wahren Vorteil sehe ich jedoch beim Verholen entlang der Dalben, Spundwände und Molen. Nicht selten kann man sich mit bloßen Händen an den Spleißen der Hölzer, an rostigen Nägeln oder Metallschildern verletzten. Auch die an vielen Häfen das ganze Jahr über befestigten Festmacherleinen sind nicht selten mit vielen, kleinen, scharfkantigen Dreikantmuscheln bewachsen, welche blutige Wunden verursachen können.
Bei den Hosen sind auf jeden Fall für alle Geschlechter auf sportlichen Segelbooten (langbeinige) Jeans (am besten in dunkleren Farben) empfehlenswert. Seit mein Motorradfahrlehrer mir von einem Unfall erzählte, bei dem sein Schüler das Schulmotorrad zerlegte
und sich dabei viele Knochen brach, aber die Jeans als einziges Teil danach noch gut
aussah, hat sie auch mich überzeugt.
Unten am eigenen Körper angekommen empfehlen sich geschlossenen Schuhe mit einer rutschfesten Sohle.
Idealerweise handelt es sich dabei um sogenannte Segelschuhe oder Bootsschuhe, welche allerdings meist sündhaft teuer sind.
Ersatzweise erfüllen auch zahlreiche Turnschuhe ihren Zweck. Letztere werden jedoch von einigen Yachtbesitzern nicht gerne gesehen, da sie manchmal schwarze Sohlen besitzen, welche auch noch ebensolche Streifen auf dem Yachtdeck hinterlassen. Als Gast sollte man ggf. vorher nachfragen.
Es sind zwar Ihre Füße und Zehen. Aber mit offenen Sandalen oder gar barfuß sollte man sich das Ein- und Aussteigen einer Yacht, das oft nur über eine schmale Stahlleiter funktioniert, überlegen. Denn auch im Hochsommer (und oft gerade dann) findet sich morgens nicht selten Tau darauf, wodurch es rutschig werden kann. Faktisch sind jedoch alle Beschläge eines Segelbootes von der Reling (Gartenzaum rund um das Schiff) angefangen meist entweder aus Metall, scharf oder eckig, sodass die Verletzungsgefahr erstaunlich hoch ist.
Seinen Segelgästen kann man das Thema mit den folgenden Worten schonend und gefühlvoll nahebringen: Es sind zwar Ihre Füße und Zehen. Aber es ist meine Yacht. Und ich muss nachher überall wieder Ihr Blut abwischen.
Für alle Leser, die erst jetzt dazugeschaltet haben
, hier nochmals: Spätestens beim Betreten des Steges schauen Sie nach oben und finden heraus, woher der Wind kommt. Dabei klärt man die grundsätzliche Frage: auf-landiger oder ab-landiger Wind?
Von nun an schauen Sie regelmäßig immer wieder nach dem Wind: Ändert er die Richtung (wenn ja, in welche Richtung), ändert sich die Stärke?
Als Zuschauer ist es immer wieder ein Erlebnis zuzusehen, wie manche versuchen, sich das Leben dabei schwer zu machen. Deshalb ein paar Praxistipps:
Zuerst einmal steigt sinnvollerweise nur eine - und zwar die erfahrenste - Person ohne jegliche Taschen und Zubehör vom Steg auf das Segelboot.
Falls die Yacht durch den niedrigen Wasserstand tiefer als der Steg liegt, klettert man die Leiter mit dem Gesicht zur Leiter und beiden Händen an der Leiter respektive den Sprossen langsam herunter. Dabei kann man gleich selbst auf Tau, Algen oder sonstige Rutschigkeit (Vogelkot, am Bodensee auch gerne einmal Muschelbewuchs) testen und dies den anderen am Steg ggf. mitteilen.
Auf keinen Fall sollte man auf das Segelboot oder dessen Deck von oben springen. Auch das Überspringen / Auslassen von Sprossen der Leiter sollte man vermeiden, da nicht selten doch durch Tau etc. diese Oberflächen rutschig sein können - auch, wenn man das nicht auf den ersten Blick erkennt. - Es ist erstaunlich, wie viele Unfälle beim Ein- und Aussteigen passieren. Fragen Sie im Zweifel einmal in Ihrem Krankenhaus nach. Ich kannte einen Segler, der nur noch ganz schnell
einmal abends etwas auf der Yacht nachsehen wollte, dabei abrutschte und derart unglücklich in die eigenen Festmacherleinen zwischen Steg und Segelboot fiel, dass er eine schmerzhafte Nierenquetschung lange im Krankenhaus auskurieren musste. Seitdem nimmt auch er sich ausreichend Zeit für diese wichtige Etappe.
Da die meisten Segelboote in einem Hafen oft für längere Zeit in einer sogenannten Box (eine rechteckige Wasserfläche zwischen dem Steg und zwei äußeren Dalben) liegen, werden sie auch über Nacht meist mit einer Persenning (einer für Laien unverständlich teuren Plane) bedeckt, weil sonst die lieben Vögel sich dort einnisten und ihren Unrat überall auf dem Segelboot hinterlassen. D.h. zumindest für den Einstieg der weiteren Personen sollte man an dem dem Steg zugewandten Teil (Bug oder Heck) diese Persenning entfernen, um den weiteren Personen den Einstieg zu erleichtern.
Aus reinem Eigeninteresse wird der kluge Yachteigner auch durch Vögel (trotz) Persenning) hinterlassene Dinge mit einer Pütz (Eimer) voll Wasser und ggf. einem Schrubber entfernen, bevor die anderen Personen das Schiff betreten. Ansonsten verteilen jene den Mist nur auf dem ganzen Schiff.
Falls es sich um eine Teilpersenning handelt, kann man diese komplett abmontieren, zusammenlegen und gleich nach oben auf den Steg hinaufreichen. Denn alles, was vom Deck / dem Segelboot entfernt wird, kann nicht mehr stören. Ferner stolpert dann niemand mehr darüber.
Handelt es sich jedoch um eine große, einteilige Persenning, welche das ganze Segelboot bedeckt, so sollte man zumindest wichtige Teile oder sogar die Persenning auf einer Seite der Yacht entfernen, damit man leichter einsteigen und vor allem heruntergereichte Gegenstände (vorläufig) verstauen kann.
Genau: Denn jetzt erst wird von oben das Material nacheinander, vorsichtig und langsam der Person auf der Yacht herunter- oder hinüber-gereicht. Die Person auf dem Schiff sollte dann das gesamte Material möglichst (provisorisch) verstauen oder zumindest in das Cockpit (Vertiefung, in der die meisten Segler sitzen) legen, damit kein anderer nachher darüber stolpert.
Erst dann steigen alle weiteren Personen - bis auf eine - in das Segelboot. Alle haben dazu beide Hände frei, um sich festzuhalten.
Je größer der Abstand des Segelbootes von der Leiter respektive dem Steg ist, desto eher ist es erforderlich, dass die Person auf dem Schiff der einsteigenden Person ihre Hand entgegenstreckt, damit sie sich zuerst daran und dann im zweiten Teil am Vorstag oder Achterstag (Drähte, die eigentlich den Mast in seiner senkrechten Position halten) festhalten kann.
Vor allem für Laien, Landratten und seltene Gäste ist es wichtig, sich danach jedoch konsequent mit der anderen Hand von der Leiter zu trennen. Ansonsten wird der Spagat der Beine immer größer, bis schließlich auch die maximale Armlänge nicht mehr ausreicht, um einen Absturz ins Wasser zu verhindern. Eines der physikalischen Probleme besteht nämlich darin, dass ein- und aussteigende Personen immer das Schiff etwas vom Steg abstoßen. Daraus folgt, dass es sinnvoll sein kann, diese natürliche Schwingung des Bootes in der Box / dem Liegeplatz auszunutzen und erst überzusteigen, wenn das Segelboot wieder dem Steg am nächsten gekommen ist.
Jene Personen auf dem Segelboot entfernen dann die restlichen Teile der Persenning oder die gesamte große Persenning, falten sie zusammen und reichen dann das Paket der noch immer auf dem Steg stehenden (letzten) Person hoch.
Jene Person auf dem Steg legt die Persenning dann neben der Leiter ab und befestigt sie an einem der sich immer an einer Persenning befindlichen Bändsel (kurzen Schnur) mit einem Webeleinsteg an einer der vertikalen Stützen der Leiter, damit sie nicht durch den Wind weggetragen oder durch unvorsichtige Landgänger auf dem Steg versehentlich in das Wasser befördert werden kann.
Wir gehen hierbei einmal davon aus, dass es sich um Ihren Heimathafen handelt, in den Sie bald wieder zurückkehren. Falls es ein fremder Hafen ist, in dem Sie nur als Gastlieger sich für eine Nacht aufhielten, werden Sie die eigene Persenning selbstredend zusammenlegen und irgendwo in der Yacht verstauen. Allerdings kann es auch dazu hilfreich sein, wenn man sie zuerst einmal auf dem Steg zum Trocknen auslegt. Wenn man dazu nicht den gesamten Steg blockieren möchte, kann man die Persenning auch an ihrer Baumnaht (Mittelnaht) über mehrere Leitern hinweg oder über die Mole am Kopf des Steges hängen. Feucht verstaute Gegenstände werden nicht gleich Schimmel ansetzen. Aber sie müffeln
dann doch bald unangenehm.
Während der Skipper schon weiterdenkt, sollte er dem Rest der Mannschafft jedoch erst einmal etwas Zeit gewähren, damit sie ihre Sachen an einem ihnen genehmen Ort verstauen können. Das schafft Vertrauen und beruhigt insbesondere neue Gäste.
Vor allem müssen neben Mast und Baum auch alle Beschläge sowie das stehende und laufenden Gut geprüft werden - kurzum das gesamte Schiff.
Ein erfahrener Skipper macht dies natürlich still und ganz schnell, weil er sich auskennt und sowieso weiß, worauf er achten muss.
Bei Gästen an Bord (auch bei erfahrenen Seglern, welche das erste Mal auf so einem Schiff sind) habe ich mir jedoch angewöhnt, eine kurze, verständlich gesprochene Einführung in das Schiff zu geben. Vor allem auf modernen Regattayachten hat es so viele Schnüre
, dass sogar erfahrene Segler sich das erst einmal ansehen wollen. Auch dies schafft Vertrauen - sowohl in das Schiff sowie in den Skipper.
Grundsätzlich erzähle ich kurz etwas zum Schiff. So erwähne ich, wenn es ein unkenterbares Kielboot ist, sowie wenn es ausgeschäumt und damit unsinkbar ist. Dies schafft vertrauen. Bei kenter- und sinkbaren Jollen / Jollenkreuzern würde ich hingegen nicht extra darauf hinweisen.
Ferner erzähle ich etwas zur Länge und Breite. Wir werden hier die an Binnenseen üblichen Maße von durchschnittlich 8-10 Metern Länge und rund 2 Metern Breite in unseren Beispielen (den Zeichnungen) behandeln. Das An- und Ablegen funktioniert natürlich auch mit größeren oder kleineren Segelbooten identisch.
Überdies erwähne ich das Leergewicht und die Masse des Segelbootes mit allen Personen sowie den Gerätschaften darauf. Denn es ist erstaunlich, wie wenige Menschen sich einen Eindruck von der großen Masse machen. Da kommen auch bei kleinen Kielbooten schnell 1-2 Tonnen zusammen. Niemand würde - aufgrund des Impulses und der Massenträgheit - einen den Berg hinunterrollenden derart schweren Pkw mit den bloßen Händen aufhalten wollen. Aber bei Kielbooten versuchen viele Menschen dennoch vergeblich, diese von Dalben oder Molen mit ihren Händen abzuhalten - und verletzen sich dabei. - Menschen sind keine Prellböcke. Wenn der Skipper das An- oder Ablegemanöver vermasselt, dann ist das sein Problem.
Seitenansicht eines Segelbootes mit Segel. - Hier das große Bild.
Kurz erklärt und gezeigt wird:
Der Bug (vorne) - vor allem wegen des Bugbeschlages und der Befestigung der dortigen Leinen.
Das Heck oder Achtern (hinten) - vor allem wegen der Heckbeschläge und der Befestigung der dortigen Leinen.
Von hinten gesehen die linke Seite des Segelbootes Backbord und die rechte Steuerbord (hat ein R
mehr für rechts). Dabei sollte man ggf. auch die Reeling (Gartenzaun rund um das Schiff) oder das Süllbord (Sitzbrett rund um das Cockpit / die Plicht) zeigen.
Der Mast ist die vertikale lange Spargel, die zum Himmel zeigt.
Der Baum, welcher (als horizontale Spargel) meist in Kopfhöhe oder noch niedriger störend am Mast befestigt ist. Daran wird das Großsegel befestigt.
Gehalten wird der Mast durch viele Drähte wie das Vorstag (vorne vom Bug zum Masttopp - der Mastspitze) - daran wird das Vorsegel befestigt -, das Achterstag (ein Draht hinten vom Heck zum Masttopp), den beiden Backstagen (zwei weitere Drähte, welche beim Segeln dem Baum beim Hinausschwingen im Weg stehen) und die zahlreichen Wanten (meist 2-3 Drähte links und rechts in der Nähe des Mastes). Dabei prüft man gleich die Spannung aller Drähte sowie, ob der Mast für den aktuellen Wind passend getrimmt (meist nach hinten verbogen) ist.
Diese meist festen Drähte sind wichtig, weil man sich beim Verholen daran festhalten kann.
Ferner sage ich etwas zum Unterwasserschiff wie etwa dem kurzen Kiel, dem freistehenden Balanceruder und den Folgen, wie sportlich das Boot segelt. Wir gehen hier einmal von einem moderneren Schnitt aus, der jollenähnliche Segeleigenschaften bietet. Die kleineren Abweichungen der Hafenmanöver bei Langkielern erwähne ich bei den Sonderfällen.
Überdies erkläre ich die Vorschot-Winschen, da es rechts- und linksdrehende sowie gegenläufig drehende Versionen, mit und ohne Kurbel gibt, wobei die Kurbel fest oder einsteckbar sein kann, oben auf der Winsch oder unter Deck angebracht sein kann.
Da heute viele Vorsegelversionen existieren, sollte man erwähnen, ob das / die Vorsegel angeschlagen werden oder es sich um eine reffbare Version handelt. Wenn es reffbar ist, sollte man erwähnen, ob es nur komplett ein- und ausgerollt gesegelt werden kann oder stufenlos reffbar / einrollbar ist.
Weitere Details erkläre ich immer in Abhängigkeit vom Schiff. So finden sich auf manchen Segelbooten mehrere Fallen sowohl für das Großsegel (z.B. im Mast innenlaufender Stahldraht / Dyneema) und lehniges (leicht biegbares) Fall zum Reffen, als auch die Fallen für die Vorsegel.
Selbstverständlich ist Ihnen auf Ihrem Schiff nach all den Jahren das alles trivial und evident
. Aber Fremde staunen da oft.
Die Takelage beim Segelboot. - Hier das große Bild.
Segelboot: Aufsicht auf den Rumpf aus der Vogelperspektive. - Hier das große Bild.
Selbstredend ist eine solche Kurzwäsche
nur für erfahrene Segler wirklich in der Schnelle verständlich. Da mache ich mir auch keine falschen Hoffnungen, dass ein Gast sich das alles beim ersten Mal sofort merken kann. Aber zumindest hat er die wichtigsten Ausdrücke schon einmal gehört. Wenn er sie über den Tag hinweg noch mehrfach hört, dann bleiben doch einige Details hängen, die auch dem Skipper selbst am Ende des Segeltörns hilfreich sein können. Denken Sie immer daran: Segeln auf Yachten ist eine Team-Sportart. Manchmal ist es wertvoll, wenn auch andere an der richtigen Stelle zugreifen können. - Vor allem erkenne ich bei diesem Kurzlehrgang ziemlich schnell, wer sich für das Segeln an sich
aktiv interessiert, und wer eigentlich nur passiv herumkutschiert
werden will.
Vor allem lasse ich jede Tätigkeit auf dem Schiff zum Ablegen nun von anderen durchführen oder mache dies zusammen mit anderen und kontrolliere es. So behalte ich den Überblick über das Wetter und das Geschehen im Hafen - und die anderen sind beschäftigt. Die meisten freuen sich sogar, etwas helfen zu dürfen. Natürlich dauert so alles viel länger, als wenn man es selbst machen würde. Aber je länger es dauert, umso sicherer bewegen sich alle auf dem wackligen Schiff. Und exakt letzteres ist wichtig für das spätere Verholen des Bootes im Hafen.
Bevor wir absegeln können, müssen wir unser Boot segelfertig machen.
Zuerst wird die Sicherheitsausrüstung überprüft.
Ohne z.B. eine ausreichende Anzahl an Schwimmwesten in der jeweils passenden Größe, braucht man überhaupt nicht die Segel zu suchen.
Vor allem bei den modernen, leichten, kleinen, kaum hinderlichen, angenehm zu tragenden Schwimmwesten, welche sich mit Druckluft selbst aufblasen und entfalten, sollte man gelegentlich einmal auf das Verfallsdatum achten. Sie besitzen in der Regel ein TÜV-Siegel. Spätestens, wenn jene Plakette völlig unleserlich geworden ist, sollte man die Weste einmal überprüfen lassen.
Insbesondere bei sportlichen, offenen Segelbooten gelangt (trotz Persenning) fast immer Wasser hinein.
Falls sich nach einem Regen Wasser im Schiff befinden sollte, so lenzt man dieses, bevor die Segel aus ihren Säcken und Taschen herausholt werden.
Das heißt, man entfernt mit einer Pütz (Eimer), einem Ösfass (einer Art Schaufel) und ggf. mit einem Schwamm das Wasser - vor allem im Cockpit / der Plicht.
Dies gilt insbesondere, wenn zum Lenzen die Gräting (Lattenrost am Boden) hochgehoben werden muss.
Dann werden die Segel angeschlagen (an den richtigen Stellen am Segelboot befestigt).
Zuerst sollte man das Unterliek des Großsegels (untere Kante des dreieckigen Segels) in die Baumkeep (eine Art Nut oder Schiene im Baum) einführen.
Dann wird der Hals des Segels (möglichst eng am Mast) befestigt.
Danach erst wird das Unterliek am Schothorn befestigt.
Befestigt man zuerst das Schothorn respektive zieht es zu sehr nach hinten zur Baumnock, dann liegt der Hals zu weit vom Mast entfernt und das Großsegel wird nicht sauber hochgezogen werden können, weil beim Setzen das Vorliek (die Segelvorderkante) in der Mastkeep klemmt. Je nach Segelboot, kann man das Schothorn auch noch später mittels eines im Baum verlaufenden Unterliekstraffers im Baum nachziehen. In solch einem Fall sollte man das Unterliek zum Segelsetzen eher locker fahren, also ggf. noch nicht anziehen. Letzteren Feintrimm des Segels kann man auf solchen Yachten auch nach dem Segelsetzen durchführen, um sich das eigentliche Segelsetzen deutlich zu erleichtern.
Danach wird das Großfall (Leine zum Hochziehen des Großsegels) am Kopf (obere Ecke des Segels) angeschlagen. Entweder hat es hierzu einen Schäkel am Fall, oder man verwendet einen Palstek bei Leinen.
Bitte achten Sie hierbei darauf, dass das Fall nicht losgelassen wird. Sie können sich ansonsten fast immer darauf verlassen, dass genau in diesem Moment jemand am anderen Tampen (Ende der Leine) zieht, und das Fall nach oben zum Masttopp rauscht. In jenem Fall könnten Sie dann, nach gewissem Zeit- und Kraftaufwand, die grandiose Aussicht auf den Hafen von der Spitze des Takelmastes (einer sehr hohen, irgendwo im Hafen stationär befestigten Leiter) genießen.
Nach dem Anschlagen des Großfalles am Kopf des Segels wird das Vorliek (die vordere Kante des Segels) ca. 20 cm in die Mastkeep eingeführt und das Großfall belegt (an meist einer Klampe am Mast festgeknotet).
Es geht beim Anschlagen des Segels nur darum, dass das Kopfbrett des Großsegels im Mast in der Mastkeep sicher hält. Vor allem in der Box / dem Liegeplatz im Hafen sollte man es vermeiden, das Segel zu hoch zu ziehen. Denn bei dem geringsten Seitenwind kommt Druck darauf, wodurch evtl. das Segel über Bord ins Wasser gedrückt wird, oder sogar das ganze Segelboot ungewollt Fahrt aufnimmt.
Erst zum Schluss werden die Segellatten in die Lattentaschen gesteckt, weil sie vorher beim Arbeiten am Segel stören und ggf. sogar zerbrechen können. - Es sei der Vollständigkeit halber darauf hingewiesen, dass diese Latten meist nicht schwimmen.
Falls Ihr Baum in der Höhe am Lümmelbeschlag an einer Schiene am Mast höher gesetzt werden kann, sollte man ihn vor dem Segelsetzen in die maximale Position nach oben schieben. Je höher er hier positioniert wird, desto mehr Kopffreiheit besitzen Sie auch während des Segelns.
Das Großsegel anschlagen mit der Reihenfolge der Handlungen. - Hier das große Bild.
Glücklich kann sich jeder schätzen, der sein Großsegel nur auf dem Baum auftucht. Dazu legt man es - nach dem Segeln - in gleichgroßen Buchen links und rechts über den Baum. D.h. auch die Segellatten bleiben am Großsegel angebracht. Dies erleichtert die Arbeit am nächsten Segeltag erheblich. Dann muss man vor dem Absegeln meist nur das Großfall an den Kopf anschlagen und das Kopfbrett in die Mastkeep einführen sowie ggf. den Lümmelbeschlag hochsetzen.
Manche Segler lassen auch das Großfall am Kopfbrett angeschlagen, was jedoch nicht gerne gesehen wird. Denn dann ist es lose und schlägt bei Wind die ganze Nacht an den Mast, wodurch die Gastlieger evtl. in ihrem Schlaf gestört werden.
Wer eine Rollfock / Rollgenua besitzt, muss meist auch nur noch deren eigene Rollfockpersenning entfernen. Sie wird meist mit dem Spinnaker-Fall hochgezogen und entsprechend wieder abgesenkt, wobei man den langen Reißverschluss vorsichtig öffnen muss. Dann muss man evtl. bei einem meist in Kopfhöhe angebrachten Sicherungsbändsel, der das ungewollte Öffnen der Rollfock verhindert, den Knoten lösen und verstaut diesen Sicherungsbändsel an seinem Platz, wo man ihn ggf. auch wieder schnell findet. - Ferner klariert man den Rollfockbändsel. Das ist die lange, meist dünne Leine, mit der die (ausgerollte) Rollfock wieder eingerollt wird. Klarieren meint hier: Alle Knoten entfernen und die Leine locker auf das Deck legen, sodass sie sich nachher frei abrollen kann und so das Ausrollen der Fock nicht behindert.
Wer klassische Segel fährt, muss diese in gleicher Reihenfolge wie beim Großsegel an das (oder eines der dann oft mehreren) Vorstage anschlagen:
Zuerst rollt man das Vorsegel auf dem Vordeck vorsichtig aus - mit dem Hals nach vorne zum Bug und dem Schothorn (meist mit der bereits befestigten Schot daran) nach hinten in Richtung des Mastes.
Dann beginnt man zuerst mit der Befestigung des Halses am speziellen Fock-/Genua-Beschlag am Bug.
Sofern vorhanden, hakt man dann die Stagreiter des Vorsegels von unten beginnend in das Vorstag ein.
Danach schlägt man das Vorfall (Fockfall / Genuafall) an den Kopf des Vorsegels - zieht das Fall jedoch nicht an, sondern lässt es locker und somit das Segel sehr tief auf dem Vordeck. Denn hier wird ein Seitenwind noch schneller das Segel über Bord wehen. Dennoch wird das andere Ende des Falles selbstredend korrekt an der dazugehörenden Klampe am Mast belegt. - Ansonsten droht auch hier ein Extra-Runde
zum Takelmast.
Oft muss man noch die Vorsegelschot am Schothorn anbringen oder zumindest die zwei Schoten auf der Steuerbord- und der Backbordseite nach hinten durch die dafür vorgesehenen Umlenkrollen und zu den Winschen führen. Das ist je nach Segelgröße (Unterliekslänge) und Wanten (-anzahl) je nach Schiff unterschiedlich. Manche größere Yachten besitzen für kleinere Focks und größere Genuas sogar zwei komplett getrennte Systeme mit eigenen Umlenkrollen sowie separaten Winschen. - Genau deshalb ist es sinnvoll, zuerst eine kurze Einführung in das jeweilige Schiff zu geben.
Danach sollte man das so angeschlagene Segel noch mit (je nach Größe) 1 bis 3 Bändseln locker zusammenbinden und an Reelingsstützen an einer Bordseite befestigen, damit es einerseits aus dem Weg ist und andererseits auch bei starken Seitenwindböen sicher liegt.
Übrigens: Wer den einleitenden Rat befolgt hat und immer wieder nach dem Wind schaute, der weiß jetzt auch bereits, auf welcher Bordseite er das Vorsegel an die Reeling bindet. Man erspart sich viel Arbeit, wenn es zum späteren Segelsetzen bereits auf der Leeseite liegt. Denn klassische Vorsegel werden üblicherweise nicht ganz im Wind stehend, sondern hoch am Wind gesetzt, damit man beim Arbeiten / Setzen am Mast nicht vom wild um sich schlagenden Schothorn mit Schäkel und den Schoten am Kopf getroffen wird.
Manche Segler werden nun einwenden, dass es nicht sinnvoll ist, ein klassisches Vorsegel vorab anzuschlagen, sofern man es zum Ablegen nicht zwingend benötigt, weil man beim Verholen im Hafen darauf - vor allem, wenn das Segel und das Vordeck durch Regen nass sind, - ausrutschen kann, oder es bei Seitenwind dennoch über Bord gehen kann.
Diese Gefahren bestehen durchaus. - Aber man kann sie definitiv abmildern, indem man derartige Segel zumindest an einer Stelle (so ca. in der Mitte) mit einem Bändsel zusammenbindet und dabei an eine Reelingsstütze befestigt.
Im Übrigen soll die Mannschaft auch generell aufpassen. Man steht niemals auf Segel. Das hat mit dem Ablegen und Anlegen sowie dem Verholen und allen Hafenmanövern nichts zu tun.
Aus Jahrzehnten der Segelschulpraxis mit täglich mehrmaligem An- und Ablegen überwiegen meines Erachtens die Vorteile eines zum Setzen korrekt vorbereiteten Vorsegels sämtliche Nachteile / Gefahren.
Es gab immer wieder Situationen, welche im Folgenden auch beschrieben werden, in denen nur durch das bereits angeschlagene Vorsegel ein Unfall verhindert werden konnte. Man darf beim Segeln nicht immer nur an die perfekte Idealsituation bei Hafenmanövern denken.
Sowohl die Schot am Großsegel als auch am Vorsegel sollten zum Segelsetzen so frei sein, dass das Segelsetzen nicht behindert wird und auf gar keinen Fall, während des Setzens bei drehendem Wind, Druck auf das Segel und damit Fahrt ins Schiff kommen kann.
Beim Großsegel steht man hierzu am besten auf das Achterdeck und hält dann die Baumnock (das hintere Ende des Baumes) über den Kopf hoch. Es ist oft hilfreich, wenn ein zweiter Segler dabei die Großschot an der Talje (Flaschenzug) nachsteckt.
Die verwendete Vorsegelschoten sollten zwar lose über der passenden Winsch liegen. Aber man sollte sie ebenfalls nicht belegen oder beklemmen. Auch hier führt so etwas nur dazu, dass Druck in das Segel kommt und das Heißen / Segelsetzen erheblich erschwert wird.
Segeln hat wie Schachspielen viel mit (á priori) Denken zu tun: Wer abends völlig erschöpft ist und dazu noch Muskelkater hat, der hat etwas falsch gemacht.
Falls es die Windverhältnisse erfordern, wird selbstverständlich bereits im Hafen ein Reff in das Großsegel eingebunden und / oder die Vorsegelfläche reduziert und Schwimmwesten werden angelegt.
Je nach Segelrevier finden sich Warnanlagen. Am Bodensee - wie auch vielen anderen Alpenseen - ist z.B. ein gut ausgebautes Blinklichtsystem vorhanden, an welchem man sich orientieren kann. - Hier die wirklich aktuellen Warnhinweise für die drei Seeteile.
Ob Sie bei Starkwind- und / oder Sturmwarnungen auf das Wasser gehen, ist Ihre persönliche Entscheidung, die man von vielen Faktoren abhängig machen sollte:
Da ist zuerst einmal die Seetüchtigkeit des Boots, Kenterbarkeit, Größe der Yacht, Sinkbarkeit etc.
Hinzu kommt die Erfahrung der Crew. Man kann einem erstmaligen Gast das Segeln für den Rest seines Lebens vergraulen, wenn man ihn bei 8+ Beaufort mitnimmt. Allerdings wird es für viele Segler ab 4 Beaufort erst wirklich interessant.
Ferner ist wichtig, was man beabsichtigt: Eine kurze Überfahrt in den Heimathafen nur quer über den See hinüber, weil man morgen zwangsweise wieder arbeiten muss, ist anderes zu bewerten, als ein Segeltörn rund um den ganzen See, für den man noch eine ganze Woche freie Urlaubszeit besitzt.
Überdies wäre die reale Wetterlage wichtig. Warnungen sind meteorologische Voraussagen. Sie treffen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu. Aber bei der Wahrscheinlichkeitsberechnung ist es so wie beim Glücksspiel: Die Einen spielen wöchentlich ihr Ganzes leben, ohne jemals zu gewinnen, und die Anderen gewinnen beim ersten Mal. - Mit meteorologischer Erfahrung in Ihrem Revier können Sie eine profundere Entscheidung treffen, als leider heute immer öfter Meteorologen fernab des Gewässers und vor allem Computersimulationen. Das gilt im Übrigen in beide Richtungen: Es gab am Bodensee schon 11 Beaufort Wind ohne Warnung und Warnungen bei nur 2-3 Beaufort (einer sogenannten Damenbrise
).
Auch hier hilft es, vorher zu denken.
Unter dem Reffen versteht man die Verkleinerung der Segelfläche, wobei dies physikalisch zwei Wirkungen hat:
Erstens erleidet
die kleinere Segelfläche weniger Seitendruck und erzeugt somit auch weniger Kraft - sowohl in Fahrtrichtung als auch quer dazu zur Seite (Krängung).
Was jedoch noch spürbarer ist, ist die Absenkung des Segeldruckpunktes. Dadurch dass man unten (am Baum) je Reffreihe meist 1-2 Meter der Höhe des (Groß-) Segels einwickelt. So wird die genutzte Segelhöhe deutlich reduziert. Vor allem dadurch neigt sich das Boot weniger zur Seite.
P.S.: Für alle pseudo-sportlichen
Segler, welche die Yacht gerne krängen (schräg legen), bis das Wasser in das Cockpit reinläuft - gelten ebenfalls die physikalischen Gesetze: Man fährt aufrecht - also gerefft - mit kleinerer Segelfläche bei viel Wind (vor allem auf Amwindkursen) sogar schneller als ungerefft. Ferner treibt man aufgrund der aufrechteren Schiffs-Lage nicht so stark nach Lee ab. - Aber zugegeben, der Wow-Effekt des (unwissenden) Publikums fehlt natürlich, wenn man nicht die Baumnock durch das Wasser schleift.
Das Reffen erfolgt nach dem Anschlagen des Großsegels: D.h. man muss zuerst bis zum Punkt sechs alle obigen Schritte durchführen.
Wir gehen hier einmal vom am weitesten verbreiteten Bindereff aus. Wer andere einfachere (hydraulische etc.) Reffmöglichkeiten besitzt, weiß sowieso, wie das bei ihm (nicht selten per Knopfdruck) funktioniert.
Manche Großsegel besitzen bis zu 3 Reffreihen. Je nach Reffreihe, die man verwendet, kann es bei manchen Groß-Segeln erforderlich sein, dass man eine oder zwei Segellatten (zum Einrollen des Segels) aus dem Segel entfernen muss.
Es ist beim Reffen absolut essentiell, zuerst den neuen Hals mit dem alten zu verbinden:
Manche Bäume haben dafür ganz spezielle freie Hakenkonstruktionen aus Stahl, in die man den neuen Hals auch einhängen kann.
Ersatzweise kann es hilfreich sein, diesen neuen Hals mit einem weiteren Bändsel deutlich nach vorne an und um den Mast zu wickeln.
Wie auch immer: Das Vorliek muss vor allem bei Starkwind und einem Reff nah am Mast liegen, da man das Segel sonst kaum heißen kann und es später auch kaum trimmbar wäre.
Erst dann befestigt man das neue Schothorn locker (meist mit einem langen Bändsel) sowohl an der Umlenkrolle an der Baumnock (oder dem alten Schothorn) als auch im zweiten Durchgang einmal unten herum um den Baum, damit das neue Schothorn nicht steigt und sich dadurch nach oben vom Baum entfernt.
Wichtig ist hier, dass es locker geschieht und nicht aufgrund des faktischen Flaschenzuges zu kräftig angezogen wird. Damit würde man auch einen gut angebunden Hals wieder nach achtern ziehen, respektive horizontale Falten in das Segel hineinbringen.
Jahrzehntelange Erfahrung ist, dass die meisten Segler beim Bindereff das neue Schothorn viel zu stark nach achtern ziehen. Ganz schlimm sieht dies dann bei nassen Segeln aus, die sich dadurch auch noch dehnen und verziehen können.
Das führt zu massiven Problemen beim Hochziehen des Segels, weil das Vorliek dann in der Mastkeep klemmt.
Je nach Segelmaterial schlägt man vorne und hinten ein Dreieck ein (meist ältere Dacron und Baumwoll- etc. -Segel).
Dann rollt man alles herunterhängende Segeltuch der Reffbahn locker ein - zum Baum hinauf. Das Ziel ist nur, dass dieses Segelstück nicht die Sicht stört.
Danach bindet man diese Rolle mit den sogenannten Reffbändseln, die bereits in das Segel entlang der Reffreihe eingenäht sind, ganz locker fest. Da sollte mindestens eine flache Hand noch dazwischen hineingeschoben werden können. Denn die Reffbändsel haben keine tragende Funktion. Gehalten wird das Segel ausschließlich von den beiden eingebundenen Ecken Hals und Schothorn.
Als vorläufig letzte Handlung am Großbaum wird der Lümmelbeschlag ganz hoch gesetzt, damit man nachher das Großsegel auch maximal hoch heißen kann, und der Baum nicht den Seglern bei jedem Manöver ständig auf Kinnhöhe herumschwingt.
Es ist grundsätzlich keine Schande, eine Schwimmweste zu tragen, sondern eine nur allzu oft berechtigte Vorsichtsmaßnahme.
Nichtschwimmern kann dies auf offenen Kielbooten ohne Reeling sogar bei relativ wenig Wind empfohlen werden. Erstaunlicher Weise fühlen sich ängstliche Personen mit Schwimmweste dann sogar insgesamt sicherer und wohler auf dem Schiff.
Spätestens bei den offiziellen Warnhinweisen gibt es jedoch keine Ausrede mehr. Dann herrscht (meist aus versicherungstechnischen und rechtlichen Gründen) Schwimmwestenzwang.
Zugegeben, viele Schwimmwesten der klassischen Bauart mit viel Auftriebskörpern sind bei zahlreichen Tätigkeiten hinderlich und im Hochsommer auch beim Wechsel zur Regenkleidung umständlich in der Handhabung. Aber sie sind definitiv nicht so hinderlich wie ein Arm wochenlang in Gips oder ein Rollstuhl.
Laut Aussagen aller Rettungsdienste überschätzen fast alle Menschen ihre Schwimmfähigkeiten mit Kleidung und insbesondere bei einer erlittenen Verletzung beim Über-Bord-Gehen erheblich.
Aus Erfahrung kann ich von in das Wasser Gefallen berichten, die keinesfalls jemals wieder mittels eines echten Mann-über-Bord-Manövers gerettet werden wollen. Wenn so ein harter Bug eines schweren Segelfahrzeugs fast exakt auf einen zufährt, wird einem meist ganz mulmig. Beherrscht derjenige an der Pinne das Rettungsmanöver wirklich?
Zum Abschluss noch eine Anmerkung zum Schwimmen bei Wellen und Wind in Binnenseen: Über Bord gegangen werden Sie aufgrund des kurzen, ruppigen Wellenganges erhebliche Mengen Spritzwasser (Gischt) abbekommen und teilweise verschlucken. - Es gibt angenehmere Erlebnisse.
Abschließend müssen noch die (außen am Schiff zum Schutz vor Nachbarschiffen hängenden) Fender in das Schiff geholt werden.
Man kann sie sofort komplett verstauen.
Fender dienen nicht dazu, Unfähigkeit bei Hafenmanöver zu kaschieren. Deshalb fahren Segler sie auch nicht - wie der Metzger seine Würste - am Rumpf hängend auf den See hinaus.
Die Fender können an der Bordwand belassen sogar sehr hinderlich werden, wenn man z.B. damit an einem Dalben hängen bleibt. Bis dies bemerkt wird, ist oft schon der Fender beschädigt, das Schiff ausgebremst, und man muss das Verholmanöver von vorne beginnen.
Eine Einschränkung gilt jedoch bei Einhandseglern, welche das gesamte An- und Ablegen alleine durchführen. Jenen kann empfohlen werden, die Fender tatsächlich erst außerhalb der eigenen Box oder (je nach Manöver) sogar außerhalb des Hafens einzuholen. Das mag zwar nicht so schön aussehen, bewahrt allerdings vor Schäden am eigenen Boot sowie an anderen. Denn vor allem bei Wind und Wellen kann ein Manöver auch 'aus dem Ruder laufen'. - Generell gilt der Grundsatz: Sicherheit geht vor Schönheit.
Sofern man später wieder in dieselbe Box zurück will, prägt man sich nun nochmals den genauen Liegeplatz ein sowie die Boxnummer (sofern angeschrieben) und, wie das Schiff in der Box liegt. Beim späteren Anlegen (der Rückkehr) liegen vielleicht die Nachbarschiffe nicht in ihrer Box und die vielen leeren Boxen / Liegeplätze erschweren somit die eigene Orientierung.
Die meisten Segelboote liegen im Übrigen abwechselnd mit dem Bug und dem Heck am Steg, damit die Masten bei Schwell frei aneinander vorbei zur Seite schwingen können, ohne am Nachbarschiff Schaden anzurichten.
Je nach Segelrevier sind Tafeln an der Stegseite der Box angebracht, auf denen man kennzeichnen kann, wie lange (Uhrzeit) der Liegeplatz leer / frei bleibt - also man selbst draußen segelt - und jener Platz von Kurzzeitgästen, die nur schnell etwas essen wollen, verwendet werden kann. Dann sollte man fairerweise dies auch korrekt an der Tafel einstellen. Denn schließlich kann man in einem anderen Hafen als Kurzzeitlieger auch auf so einen Platz angewiesen sein.
Nun sind wir startbereit.
Weiter geht's: Verholen im Hafen.
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Segeln 21 - Dr. Schuhmacher