Verholen im Hafen

vg

Nun kommen wir zum eigentlichen Ablegen.

Idealisierter Hafen

Existiert der hier verwendete Hafen? - Jein

Ja, er orientiert sich an einem Hafen am Bodensee, bei welchem das An- und Ablegen bereits anspruchsvoll ist.

Nein, er wurde weiter idealisiert, und manches erschwert. Denn Sie wollen schließlich etwas lernen und auch für besondere Fälle gerüstet rein.

Hafenkarte

Obiges Bild zeigt die Hafenkarte - Gesamtübersicht. Hier das große Bild.

Von den zahlreichen Hafenbecken werden wir A, B und C hauptsächlich besprechen, aber uns zuerst vor allem auf das mittelgroße Hafenbecken B mit relativ gerader Ausfahrt konzentrieren.

Das Hafenbecken C ist viel schmaler und schränkt deshalb alle Manöver drastisch ein. So geht es oft in kleinen Häfen zu.

Das Hafenbecken A ist sehr groß und erlaubt deshalb auch die später besprochenen Sondermanöver für Fortgeschrittene.

Die Badezone, Flachwasserzone, respektive das gesperrte Gebiet rechts oben darf und kann nicht befahren werden. Es ist auch offiziell mit den rot-weiß-roten Sperr-Tonnen gekennzeichnet. Dies erschwert die Anlegemanöver deutlich. Aber so soll es auch sein. Selten ist die Anfahrt von allen Seiten gleich einfach.

Der gesamte Hafen ist nach außen hin mit einer Spundwand bestehend aus relativ dicht aneinandergefügten Holzdalben umgeben. Der Hafenbereich ist somit relativ gut vor Wellen aus vielen Richtungen geschützt - außer von der direkten Richtung von oben. Dies wird uns viel Denkarbeit geben, da Wellen (bis über 1 Meter) und Wind (bis über 8 Beaufort) von dort heftig sein können.

Wo man die Segel setzt

Die Segel können grundsätzlich nur im Wind gesetzt werden.

Würde man versuchen, das Großsegel z.B. bei halbem Wind zu setzen, so käme nach kurzer Zeit so viel Druck auf das Segel, dass sich das Vorliek beim Einführen in die Mastkeep verklemmen würde. Ferner nähme das Boot Fahrt auf. Entweder fährt man dann unkontrolliert in die Mole oder in ein anderes Boot.

Hieraus folgt, dass man die Segel niemals in der Box setzt. Selbst, wenn diese ausnahmsweise gerade einmal in Windrichtung läge, wäre bei der geringsten Winddrehung das Chaos perfekt.

Das heißt: Wir müssen die genaue Windrichtung bestimmen und uns dann überlegen, wie unser Segelboot mit dem Bug stehen muss, damit wir die Segel richtig im Wind setzen können.

Hieraus ergibt sich die erste Frage: Weht der Wind ab- oder auflandig?

Die Windrichtung erkennt man an Flaggen, Verklickern auf Booten im Hafen etc. Alle Details dazu finden Sie bei Wind-Regel erklärt.

Kommandos

In einer seit Jahren eingespielten Crew haben sich alle bereits seit Betreten des Steges mit dem Wind befasst und wissen somit, wie der Skipper ablegen wird. Da fragt dann höchsten jemand den Kapitän, wie er das Ablegen heute beabsichtig, um die Details zu erfahren. Darauf wird jener sehr kurz und extrem knapp antworten. Danach wissen alle - aus Erfahrung - was sie zu tun haben. Mehr muss da nicht geredet werden.

Anders sieht es jedoch bei einer gemischten oder nicht ganz so eingespielten oder gar unerfahrenen Mannschaft aus. Dann muss jeder wissen, was er wo, wann und wie zu tun hat. Das funktioniert jedoch nur mit klaren Kommandos.

Selbstredend wird das gesamte Ablegemanöver in einem solchen Fall der Crew vorab mitgeteilt und am besten auch logisch erklärt. Die Hintergründe sind einerseits hilfreich, weil es Zeit erfordert, in der sich das Ganze geistig setzen kann und durch die Wiederholungen auch haften bleibt.

Der Steuermann plant das anstehende Manöver sorgfältig, erklärt es vor der Durchführung allen Mitseglern und teilt sämtliche Aufgaben klar ein.

Es stiftet eine heillose Verwirrung, wenn die Mitsegler nicht genau wissen, was sie wann, wo, wie und warum machen sollen und deshalb wild durcheinanderlaufen. Laute Schreie des Steuermannes während der Hafenmanöver wie: Nicht das. - Das Andere natürlich deuten häufig auf solch eine schlechte Planung und Einteilung hin.

Kommandos werden deutlich, klar, verständlich und der Umgebungslautstärke entsprechend gegeben. D.h. bei starkem Gegenwind kann es erforderlich sein, dass der Skipper hinten an der Pinne oder dem Steuerrad stehend durchaus etwas lauter der Person am Bug zuruft, was sie zu tun hat. Allerdings zeichnen sich gute Ablegemanöver (und auch Anlegemanöver) dadurch aus, dass möglichst nicht geschrien wird. - Nochmals: Das kann man alles vorher planen, mit allen durchsprechen und jedem in Ruhe erklären.

Dennoch muss klar sein, wer die (auch rechtliche) Verantwortung trägt. Das ist und bleibt die Person an der Pinne / dem Steuerrad. Sie bestimmt, und die anderen führen es aus. Punkt. Siehe hierzu auch die Bodensee-Schifffahrts-Ordnung Artikel 1.02, Pflicht der Schiffsmannschaft und sonstiger Personen an Bord (oder hier als zweite Quelle).

Demokratische Abstimmungen kann man zu vielen anderen Dingen auf dem Schiff durchführen, wie z.B.: welchen Hafen man wann ansteuert, wann man wo baden geht, etc.

Aber Hafenmanöver sind oft zeitkritisch. Da muss ggf. die Person an der Pinne / am Ruder sich unter Umständen auch blitzschnell umentscheiden, wenn sich z.B. der Wind stark in der Richtung ändert, oder ein anderes Schiff unerwartet das geplante eigene Manöver behindert oder völlig verhindert.

Das heißt jedoch auch nicht, dass die Mannschaft generell schweigen muss: Selbstverständlich weist jeder den Skipper auf eventuelle Gefahren hin, die jener vielleicht nicht gesehen hat, oder aufgrund seiner Position an Deck nicht sehen kann.

Ablandiger Wind

Handelt es sich um einen ablandigen Wind - er weht von uns im Hafen auf den See hinaus - werden wir ohne Segel ablegen und die Segel erst vor dem Hafen setzen.

Die genaue Bezeichnung für das Ablegen bei ablandigem Wind ist vor Top und Takel. Das Top oder Topp ist die Spitze des Mastes und unter Takel versteht man die Takelage, also das gesamte stehende und laufende Gut auf dem Segelboot (u.a. Mast, Baum, Wanten, Schoten). Da wir beim Ablegen Rückenwind haben, reicht der Luftwiderstand der Fläche unseres Segelbootes oberhalb der Wasserlinie bereits aus, um uns voranzutreiben.

Ein alter Segellehrer sagte einmal: Bereits aufgrund unserer abstehenden Ohren werden wir in Windrichtung getrieben.

Da das Ablegen vor Top und Takel besonders bei leichten Winden ziemlich langsam vor sich geht, nehmen wir häufig ein Vorsegel (die Fock oder Genua) zum Segeln aus dem Hafen zur Hilfe.

Während man mit der Fock hinausfährt, teilt der Steuermann eine Person zum Heißen des Großsegels an das Fall ein und eine weitere zum Einführen des Vorlieks in die Mastkeep.

In einem Abstand von ca. 100-150 m vor dem Hafen fährt man dann einen Aufschießer und setzt das Großsegel (Siehe Segelsetzen).

Warum können wir bei ablandigem Wind nur so ablegen?
Ganz einfach: Würden wir bei ablandigem Wind versuchen, die Segel im Hafen zu setzen, so würden wir mit dem Bug in den Hafen - also zum Land - zeigen und folglich anschließend rückwärts aus der Einfahrt auf den See fahren müssen. Rückwärts zu segeln ist allerdings etwas für sehr fortgeschrittene Segler. Auch das Wenden im Hafen funktioniert nur bei großen Hafeneinfahrten und erheblichem Können (siehe Sondermanöver).

Ablandiger und auflandiger Wind

Ablandiger Wind und auflandiger Wind

Auflandiger Wind

Handelt es sich um einen auflandigen Wind - er weht vom See her auf uns im Hafen zu -, werden wir alle Segel im Hafen setzen.

Bei auflandigem Wind müssen wir uns dann noch zwei Fragen beantworten:

Wo stehen wir im Hafen genau im Wind?

Und wie kommen wir an diese Stelle?

Die genaue Ablegestelle wird von dem anschließenden Ablegemanöver mitbestimmt. Man muss eine Position finden, von der aus man anschließend möglichst mit halbem Wind aus dem Hafen fahren kann. Nur bei halbem Wind nimmt das Boot schnell Fahrt auf.

Es hat unter Umständen katastrophale Folgen, wenn man versucht, hoch am Wind gerade noch aus der Einfahrt herauszukommen. Am Bodensee nennt man so ein unsinniges Manöver herumkrebsen, weil es ätzend langsam abläuft und fast immer scheitert. Hoch am Wind ist man sehr langsam und wird stark quer abgetrieben. Der nächste Dalben oder die gegenüber liegende Mole ist oft viel näher, als man denkt.

Bitte halten Sie hier kurz inne und rekapitulieren oder lesen Sie am besten noch einmal die letzten beiden kurzen Kapitel zum ab- und auflandigen Wind. Hier steht im Prinzip alles Wichtige zum Ablegen. Der Rest lässt sich immer herleiten.

Das Verholen

Liegeplatz mit dem Bug zum Steg

Das obige Bild zeigt das Segelboot in der Box / am Liegeplatz mit dem Bug zum Steg. Hier das große Bild.

Sofern nicht explizit anders erwähnt, gehen wir bei den hier beschriebenen Vorgängen davon aus, dass unser Segelboot mit dem Bug zum Steg liegt. Das Heck befindet sich folglich bei den die Box außen begrenzenden Dalben. Sollte Ihr Schiff mit dem Heck zum Steg liegen, so müssen Sie bei den Befehlen nur Bug durch Heck und umgekehrt ersetzen (siehe Bild unten).

Um von unserer Box aus jeweils an die richtige Stelle im Hafen zum Ablegen zu gelangen, muss man sich verholen. Unter Verholen versteht man das Bewegen eines Bootes ohne Segel oder Motor von einem Punkt im Hafen zum anderen.

Hierzu müssen wir erst die Festmacherleinen an unserem Schiff lösen. Dies sollte koordiniert - d.h. mit klaren Befehlen und Antworten - von statten gehen. Der Steuermann teilt folglich mindestens je eine Person für die Bugleinen (auch Vorleinen genannt) und eine Person für die Heckleinen (auch Achterleinen genannt) ein. Bei einer größeren Mannschaft empfiehlt es sich, bereits zwei Personen für die beiden Leinen an den Dalben einzuteilen - hier die Heckleinen. Das Kommando lautet: Bug- und Heckleinen klarmachen! oder: Vor- und Achterleinen klarmachen!

Klarmachen bedeutet, dass man alle Knoten löst und die Leinen aus dem Bug- bzw. Heckbeschlag des Schiffes entfernt, jedoch noch in der Hand behält.

Ohne Kommando vom Steuermann lässt man niemals Leinen los.

Zur Arbeitserleichterung empfiehlt es sich, die jeweilige Leeleine zuerst zu lösen, da auf dieser kein Zug liegt und sie sich danach zum Lösen der Luvleine leichter unter dem Knie bzw. dem Fuß beklemmen lässt.
Vorsicht: Heckleinen werden oft über Kreuz belegt. Die physikalischen Vorteile erfahren Sie beim Anlegen und Festmachen des Bootes. Dann muss man sich das mit der Leeleine genauer überlegen: Grundsätzlich ist auf der Luvleine mehr Druck, weil der Wind von dort kommt und das Boot mit Kraft wegdrücken will. Man benötigt mehr Kraft, um die Luvleine zu halten. Bei mehr Wind ist die Leeleine oft bereits optisch daran zu erkennen, dass sie deutlicher durchhängt, während die Luvleine straff gespannt ist.

Die Leinen (im Bild unten: Punkt a) am Steg werden (zur späteren Arbeitserleichterung beim Anlegen) - außerhalb des Schiffes (also vor dem Vorstag) - zusammengebunden. Ansonsten fallen sie oft einzeln in das Wasser und sind je nach Breite der Box beim Zurückkommen nur mühsam zu greifen. Zwei zusammengeknotete Leinen in der Mitte der Box am Steg hängend oder auf diesem liegend sind leichter wieder zu ergreifen.

Während sich die anderen um die Leinen kümmern, achtet der Steuermann - vor allem bei starkem Seitenwind - darauf, dass man nicht an ein Schiff in den benachbarten Boxen stößt, und hält bei kleineren Schiffen, wenn nötig, selbst mit den Füßen von diesen ab. Bei größeren Yachten kann man hierzu links und rechts eine Person einteilen.

Ist die Person am Bug bereit, so meldet sie dem Steuermann: Bugleinen klar - und hält die Leinen weiterhin dicht.

Sobald die beiden Crewmitglieder am Heck ihre Dalbenleinen klariert haben, melden sie: Heckleinen klar.

Wenn alle Leinen klar sind, gibt der Steuermann das Kommando zum Loswerfen der Stegleinen: Bugleinen los oder: Stegleinen los.

Hierauf wirft nur die Person mit den Bugleinen (hier: Stegleinen) diese auf den Steg (a). Befindet man sich sehr nahe am Steg und sofern es der Wassertand erlaubt, kann man sie auch auf den Steg legen. - Manche legen sie auch in die Sprossen der Leiter. Letzteres ist jedoch leichter gesagt als getan. Denn meistens rutscht sie aus den Sprossen und fällt doch wieder herunter.

Anschließend verholt man das Schiff mittels der beiden Dalbenleinen aus der Box. Hierzu lässt man die beiden Personen am Heck mit ihren Leinen langsam zum Bug laufen, wobei diese das Schiff vorsichtig aus der Box ziehen.

Generell sollten die beiden verholenden Personen zuerst laufen, bis man das Ende der Leine erreicht hat, und erst danach ziehen. Man kann aus dem Stand kontrollierter und ggf. auch kräftiger ziehen als beim gleichzeitigen Laufen. Ferner schaut man dann in die richtige Richtung - zum Dalben -, während man beim Laufen meist zum eigenen Schutz in die Gegenrichtung auf das Deck sieht, damit man nicht stolpert.

Um einen sicheren Stand zu haben, dürfen die Personen ausschließlich innerhalb der Stage und Wanten laufen - nur die Leinen werden außerhalb geführt. Sie kennen ja sicherlich den alten Seglerbrauch, dass man allen im Hafen anwesenden Personen eine Runde bezahlen muss, wenn man beim Hafenmanöver ins Wasser fällt, weil es die Zuschauer dabei so friert. Gehen Sie davon aus, dass viele sogenannte Steg-Segler An- und Ablegemanöver ganz genau beobachten.

Segelboot aus der Box ziehen

Das Segelboot aus der Box ziehen. Hier das große Bild.

Mit dem Heck zum Steg rechts

Im Prinzip ist alles gleichartig. Nur die Heck- und die Bugleinen sind anders montiert: Die Heckleinen am Steg und die Bugleinen an den äußeren Dalben.

Segelboot aus der Box ziehen

Das obige Bild zeigt das Segelboot mit dem Heck zum (hier rechten) Steg. Hier das große Bild.

Logischer Weise verholt man sich dann auch mit den beiden Bugleinen aus der Box, weil sie sich an den äußeren Dalben befinden.

Die Leinen (hier Punkt a) am Steg werden (zur späteren Arbeitserleichterung beim Anlegen) - außerhalb des Schiffes (also hinter dem Achterstag) - zusammengebunden. Ansonsten fallen sie oft einzeln in das Wasser und sind je nach Breite der Box beim Zurückkommen nur mühsam zu greifen. Zwei zusammengeknotete Leinen in der Mitte der Box am Steg hängend oder auf diesem liegend sind leichter wieder zu ergreifen.

Während sich die anderen um die Leinen kümmern, achtet der Steuermann - vor allem bei starkem Seitenwind - darauf, dass man nicht an ein Schiff in den benachbarten Boxen stößt, und hält bei kleineren Schiffen, wenn nötig, selbst mit den Füßen von diesen ab. Bei größeren Yachten kann man hierzu links und rechts eine Person einteilen.

Ist die Person am Heck soweit, so meldet sie dem Steuermann: Heckleinen klar - und hält die Leinen weiterhin dicht.

Sobald die beiden Crewmitglieder am Bug ihre Dalbenleinen klariert haben, melden sie: Bugleinen klar.

Wenn alle Leinen klar sind, gibt der Steuermann das Kommando zum Loswerfen der Stegleinen: Heckleinen los oder: Stegleinen los.

Hierauf wirft nur die Person mit den Heckleinen (hier: Stegleinen) diese auf den Steg (a). Befindet man sich sehr nahe am Steg und sofern es der Wassertand erlaubt, kann man sie auch auf den Steg legen. - Manche legen sie auch in die Sprossen der Leiter. Letzteres ist jedoch leichter gesagt als getan. Denn meistens rutscht sie aus den Sprossen und fällt doch wieder herunter.

Anschließend verholt man das Schiff mittels der beiden Dalbenleinen aus der Box. Hierzu lässt man die beiden Personen vom Bug mit ihren Leinen langsam zum Heck laufen, wobei diese das Schiff vorsichtig aus der Box ziehen.

Generell sollten die beiden verholenden Personen zuerst laufen, bis man das Ende der Leine erreicht hat, und erst dann ziehen. Man kann aus dem Stand kontrollierter und ggf. auch kräftiger ziehen als beim gleichzeitigen Laufen. Ferner schaut man dann in die richtige Richtung - zum Dalben -, während man beim Laufen meist zum eigenen Schutz in die Gegenrichtung auf das Deck sieht, damit man nicht stolpert.

Segelboot aus der Box ziehen

Das Segelboot mit dem Bug aus der Box ziehen. Hier das große Bild.

Pinne / Steuerrad / Ruder

Auch wenn es menschlich nachvollziehbar ist, dass der Steuermann der Mannschaft durch Ruderlegen helfen will, so ist dies physikalisch gesehen falsch und behindert das Verholen aus der Box.

Da der Drehpunkt beim Mast liegt (rot eingezeichnet), wird zwar der Bug beim vorwärts herausziehen eventuell etwas in die gewünschte Richtung drehen. Aber das Heck wird gleichzeitig in die entgegengesetzte Richtung drehen - und zwar unerwartet stark.

Noch schwieriger ist es beim rückwärts (mit dem Heck) aus der Box verholen, da viele Segler dann nicht umdenken, wodurch das Steuer / die Pinne sogar noch in die falsche Richtung gelenkt wird.

Da die Boxen / Liegeplätze eher eng gestaltet sind, ist beim Ruderlegen in der Box fast immer ein Unfall vorprogrammiert. Entweder (meist) das Heck oder der Bug werden an einem Boot links oder rechts anstoßen.

Fazit: Lassen Sie in der Regel während des Verholens in der Box das Ruder gerade. Sie erleichtern so die Arbeit für die Mannschaft. - Es ist physikalisch gesehen effizienter und generell sicherer, eine eventuell ungewollte Schiffsposition mit den Leinen zu korrigieren.

Praxistipp:

Da ich oft einhand die Hafenmanöver durchführe (alleine ab- und anlege), beklemme ich die Pinne im senkrecht aufgestellten Kamm, wodurch diese ziemlich mittschiffs blockiert wird. Segler wissen was gemeint ist. Laien sollen sich diese Vorkehrung, die exakt wie ein Kamm mit den Zinken nach oben aussieht, bitte auf einem Boot einmal ansehen.

Auch bei großen Yachten mit Steuerrad finden sich spezielle Beklemmvorrichtungen für das Steuerrad. Allerdings muss man dabei vorher wissen (oder sich einzeichnen), wo die Neutralstellung ist. Manche Yachteigner haben sich dafür einen farbigen Ring in das Steuerrad flechten lassen oder schlichtweg selbst gebunden oder als Markierung aufgeklebt.

Boot in die richtige / gewünschte Richtung drehen

Weitgehende Windstille und kaum oder keine Wellen

Ist nun das Boot aus der Box verholt, muss man es eventuell noch unter Zuhilfenahme beider Leinen in die richtige / gewünschte Richtung drehen.

Ferner sollte man die enorme Länge der meisten Boote ausnutzen und mit den Leinen möglichst weit in die entsprechende Richtung laufen, um mit einem großen Hebel und wenig Kraft arbeiten zu können: D.h. erst denken, dann an den korrekten Ort laufen und danach erst ziehen.

Grundsätzlich sollte man weitgehend oder komplett mit dem Schiff aus der Box sein, bevor man zu drehen beginnt. Ansonsten fährt man ggf. wieder in die Box zurück oder bleibt zumindest an einem Dalben hängen.

Segelboot 90 Grad nach rechts drehen

Das Segelboot 90 Grad nach rechts drehen. Hier das große Bild.

Gehen wir einmal davon aus, dass wir das Boot nur 90 Grad in eine Richtung (hier im Uhrzeigersinn - nach rechts) drehen müssen, um anschließend parallel zur Dalbenreihe entlang der Boxen zu liegen. Das ist der klassische Standardfall.

Dazu müssen beide Personen mit den Dalbenleinen (in unserem Beispiel) zum Bug laufen.

Dabei läuft Person a mit lockerer Leine ganz nach vorne zum Bug.

Gleichzeitig läuft Person b mit ebenfalls lockerer Leine etwa zum Mast, weil dort der Schiffsdrehpunkt liegt.

Danach zieht Person a ihre Leine langsam derart an, dass (in diesem Fall) der Bug nach außen (aus der Box heraus) gedreht wird.

Gleichzeitig bleibt Person b auf ihrer Position und hält ihre Leine ganz lose.

Person a muss nur leicht und relativ kurz anziehen sowie dann etwas Geduld haben. Das Schiff wird die Drehbewegung am Bug langsam aber am Heck schnell umsetzen. Das liegt am Drehpunkt der Yacht. - Es geht bei diesem Ziehen wirklich nur um den ersten Anfangsimpuls.

Sobald das Schiff dreht, lässt Person a auf dem Vordeck sogar die Leine wieder etwas lockerer, damit der Bug bequem am Dalben vorbeidreht.

Der Steuermann macht nichts an der Pinne. Sie hat im Stand keine Wirkung. Dafür beobachtet er das Manöver sowie die Hafen-Ein-/Aus-Fahrt, den Wind etc.

Segelboot 90 Grad nach rechts drehen

Das Segelboot 90 Grad nach rechts drehen - zweiter Teil. Hier das große Bild.

Im zweiten Teil des Drehens verändern sich die Aufgaben der Personen:

Während Person a am Bug ihre Leine ganz locker vorne um das Vorstag herum auf die Backbordseite führt und dann nur noch zusieht,

muss nun Person b am Mast stehend langsam ihre Leine anziehen.

Dadurch dreht das Boot in zwei Richtungen: Vorne dreht der Bug weiter nach rechts, weil die einmal eingeleitete Drehbewegung weiter anhält.

Hinten dreht das Heck auch weiter im Uhrzeigersinn. Aber gleichzeitig wird der gesamte Rumpf des Segelbootes näher an die Dalben herangezogen.

In unserem Fall ist dies das erwünschte Ziel, da wir uns danach entlang der Dalbenreihe verholen wollen.

Drehen bei Seitenwind

Hierzu sollte man sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass sich ein Schiff leichter mit dem Wind als gegen ihn drehen lässt.

Es ist bei mehr Wind und vor allem Wellen unsinnig, gegen den Wind drehen zu wollen.

Je mehr Wind und Wellen vorherrschen, umso schwieriger bis unmöglich wird ein falsches Manöver gegen diese Naturkräfte sogar. Bestenfalls ist danach Ihre Mannschaft erschöpft und Sie sind nervlich gestresst, bevor man überhaupt richtig abgelegt hat. Schlimmstenfalls erleiden Sie einen massiven Schaden am Schiff.

Nehmen wir als Beispiel unsere rechte Stegseite, an der wir mit dem Heck zum Steg liegen:

Gehen wir davon aus, dass wir 4 Beaufort Wind von der Hafeneinfahrt (in den folgenden Zeichnungen jeweils oben) und dazu 50 cm Wellen aus dieser Richtung haben. Falls Sie nun lachen: Das (und teilweise noch mehr) ist in meinem Hafen unerwartet oft der Fall.

Bereits beim Herausverholen aus der Box werden Wind und Wellen sofort am Bug angreifen und ihn im Gegenuhrzeigersinn verdrehen.

Segelboot 270 Grad nach links drehen

Das Segelboot 270 Grad nach links drehen - erster Teil. Hier das große Bild.

Person a muss ganz an das Schiffsende (hier das Heck) laufen und die Leine locker halten.

Person b muss etwa auf die Höhe der Backstagen bleiben und die Leine ebenfalls locker halten.

Den Rest erledigen Wind und Wellen.

Der Steuermann macht nichts am Ruder. Es hat im Stand keine Wirkung. Dafür beobachtet er das Manöver sowie die Hafen-Ein-/Aus-Fahrt, den Wind etc.

Je nach Windkraft und Wellenhöhe dreht das Schiff schnell im Gegenuhrzeigersinn.

Person a muss ganz an das Schiffsende (hier das Heck) auf die andere Seite gehen (hier nach Backbord) und dabei die Leine locker um das Achterstag außen herumführen.

Person b muss etwa auf die Höhe der Backstagen bleiben und die Leine zuerst ebenfalls locker halten. Ggf. kann er danach etwas anziehen, da die Leine sonst teilweise ins Wasser absinkt und das Schiff Fahrt aufnimmt. Fahrt wollen wir keine im Schiff - nur Drehbewegung.

Segelboot 270 Grad nach links drehen

Das Segelboot 270 Grad nach links drehen - zweiter Teil. Hier das große Bild.

Segelboot 270 Grad nach links drehen

Das Segelboot 270 Grad nach links drehen - dritter Teil. Hier das große Bild.

Am leichtesten dreht man ein Schiff, indem man den maximalen Hebel anwendet.

Hierzu laufen beide Personen mit ihren Leinen in unserem Fall zum Bug.

Mit maximaler Leinenlänge ziehen sie dann beide gleichzeitig stark und langanhaltend das Schiff gegen den Wind.

Bereits durch die schräge Zugrichtung wird das Heck nach außen drehen.

Sobald jedoch Wind und Wellen die geringste Angriffsfläche finden, werden sie diese eingeleitete Drehbewegung im Gegenuhrzeigersinn massiv unterstützen und sogar beschleunigen.

Segelboot 270 Grad nach links drehen

Das Segelboot 270 Grad nach links drehen - vierter Teil. Hier das große Bild.

Dann führt Person a ihre Leine locker vor dem Vorstag nach Steuerbord (Grüner Pfeil) und läuft danach damit nach achtern.

Person b zieht nun immer deutlicher das Schiff parallel zu den Dalben.

Sobald das Segelboot parallel zu den Dalben liegt, laufen beide soweit es die Leinenlänge erlaubt, nach achtern.

Von dort ziehen sie dann kräftig das Schiff gegen Wind und Wellen entlang der Dalben-Reihe nach vorne.

Solange man Leinen hat, ist das Ziehen daran (verholen) einfacher, als das Drücken mit der Hand entlang der Dalben.

Sobald Fahrt im Schiff ist, wirkt auch das Ruder, und der Steuermann kann es bedienen, um den Kurs zu halten.

Segelboot 270 Grad nach links drehen

Das Segelboot 270 Grad nach links drehen - fünfter Teil. Hier das große Bild.

Zur Idealstelle verholen

Je nach Windrichtung und Stärke kann man zwar an mehreren Positionen im Wind im Hafen zuerst die Segel setzen und dann von dort ablegen. Aber man sollte sich (sofern möglich) immer die ideale Position - möglichst nahe der Hafenausfahrt aussuchen. Der Hintergrund liegt vor allem auf Binnenrevieren in den drehenden Winden, welche Ablegemanöver sonst erschweren oder sogar verunmöglichen können. Es ist ärgerlich, wenn man dann hinten im Hafen die Segel erst wieder bergen muss, sich erneut weiter zu Hafenausfahrt verholen muss und dort alles neu durchführen darf.

Muss man somit sein Boot noch an eine andere Stelle im Hafen verholen, so stellen sich, je nach Mannschaftsgröße, eine Person an den Bug (a) und an der Verholseite je eine Person an den Wanten (b) und soweit vorhanden an den Backstagen (c) auf. Wer noch eine weitere Person frei hat, kann sie an das Heck (d) stellen.

Sofern Sie nicht über Bord gehen wollen, gilt auch hier: Immer eine Hand am Schiff. - Man hält sich immer mit einer Hand an den Stagen oder Wanten fest und drückt nur mit der anderen Hand (gemeint ist die flache Handinnenfläche) die Dalben nach hinten weg, um das Schiff nach vorn in die richtige Richtung hin zu beschleunigen.

Bitte drücken Sie die Dalben nicht zur Seite weg. Erstens bremst dies jedes Schiff nur ab, und zweitens reichen wir dann mit unseren recht kurzen Armen nicht mehr an den nächsten Dalben.

Falls möglich, sollte man zum Verholen Leinen zur Hilfe nehmen. Hierzu empfiehlt es sich, wiederum zuerst unter Ausnutzung der gesamten Länge, mit dieser Leine lose (also ohne Kraft / ohne zu ziehen) an das Heck zu laufen und erst von dort mit ganzer Kraft zu ziehen.

Spätestens, wenn sich die Leine querab befindet, muss man mit dem Ziehen aufhören, da man sonst das Schiff abbremst und auch völlig aus dem Kurs bringt. Das Loswerfen der Leinen geschieht jedoch auch hier grundsätzlich nur auf Kommando.

Ist man bei auflandigem Wind an der richtigen Stelle zum Segelsetzen angelangt, so wird dort das Schiff mit einer Leine am Bugbeschlag festgemacht.

Während ein Segler seine Leine am Bugbeschlag (meist mit einem Rundtörn und zwei halben Schlägen) befestigt, hält der andere sich noch mit seiner Hand zusätzlich an einem Dalben oder besser an einer zweiten Leine - einer sogenannten Sorgeleine - fest. Vor allem bei viel Wind und starkem Schwell kann das Schiff sehr schaukeln und die neue Bugleine beim Festmachen verloren gehen.

Verholen mit der flachen Hand

Verholen mit der flachen Hand. Hier das große Bild.

Rückwärts zurück in die Box, um Schwung zu holen

Sofern man einmal mit seinem Segelboot parallel zur Dalbenreihe und nahe an diesen steht, kann man nur noch geradeaus fahren.

Sobald man versucht, aus dem Stand auf die andere Seite z.B. der Hafeneinfahrt / zur gegenüberliegenden Dalbenreihe des Nachbarsteges oder zur gegenüberliegenden Mole zu gelangen, wird es sehr schwierig bis unmöglich:

Entweder man fährt eine extrem weiche und weite Kurve, sodass einem - mangels Schwung - spätestens in der Mitte der Hafeneinfahrt - die Fahrt ausgeht und man unkontrolliert wegtreibt. Das passiert bereits bei Flaute, aber noch schneller bei Wind.

Oder man legt stärker Ruder, wodurch jedoch sofort das ausbrechende Heck hinten lautstark an den nächsten Dalben knallt. Diese Delle in der Scheuerleiste und die Kratzer im Rumpf wären ja noch hinnehmbar. Aber dadurch wird das Schiff komplett abgebremst und sogar ruckartig aus dem Kurs geworfen.

Das unlösbare physikalische Problem liegt im Drehpunkt des Schiffes, der in etwa beim Mast liegt - hier als roter Kreis eingezeichnet.

Wenn man somit eine breite Hafeneinfahrt queren will / muss, dann benötigt man viel Schwung.

Diesen kann man sich durch Rückwärtsfahren in die eigene Box erarbeiten.

Dazu muss man jedoch das Boot umdrehen.

Hierfür muss man wiederum zuerst das Boot etwas nach vorne verholen, damit das Heck überhaupt wieder in die eigene Box gedreht werden kann.

D.h. beide Personen a und b laufen mit ihren Leinen etwas zum Heck und ziehen daran das Boot langsam nach vorne.

Je nach seitlichem Abstand des Bootes von den Dalben darf der Steuermann leicht Ruder nach außen legen, um die Drehbewegung etwas zu unterstützen.

Wichtig ist, dass dieses Ziehen langsam und mit wenig Kraft durchgeführt wird, da man ansonsten kurz darauf die gesamte Fahrt im Schiff wieder mit viel Kraft abbremsen muss.

Sobald das Heck frei vom hinteren Dalben der eigenen Box - bereit zum Drehen - ist, bremst man das Schiff ab.

Umdrehen in die eigene Box zurück

Verholen des Bootes nach vorne mit zwei Leinen. Hier das große Bild.

Am leichtesten dreht man ein Schiff, indem eine Person mit einer Leine auf einer Seite des Bootes einen Wende- oder Drehpunkt bildet.

Bitte bedenken Sie, dass der Gesamt-Drehpunkt des Schiffes (unabhängig von unserem Wende-Drehpunkt) beim Mast liegt (hier immer rot eingezeichnet).

Hierzu drückt diese Person mit beiden Händen gegen einen Dalben - den Wendepunkt. Das ist zwar das am häufigsten zu sehende Manöver. Aber ich bin darüber nicht glücklich. Denn die andere Person mit der langen Leine übt eine gigantische Kraft über den langen Hebel aus, sodass die meisten Personen, welche versuchen mit der bloßen Hand (an der violett eingezeichneten Position a1) gegen den Dalben dagegen zu drücken, schlichtweg selbst weggedrückt werden.

Sicherer ist auf jeden Fall, wenn die Person am Dalben / dem Drehpunkt zum Drehen mit aller Kraft die Leine an dieser Stelle ganz kurz hält. So hat man ggf. mit beiden Händen ziehend mehr Kraft, vor allem aus der Hocke, welche viele Personen dabei automatisch einnehmen.

Die andere Person sollte mit einem möglichst großen Hebel auf der anderen Bootsseite langsam und gleichmäßig ziehen und so das Schiff drehen.

Umdrehen in die eigene Box zurück

Abbremsen des Schiffes und das Heck drehen - erster Teil. Hier das große Bild.

Dazu läuft Person a nach hinten auf das Achterdeck exakt zum vorderen Dalben der eigenen Box und hält ihre Leine mit Kraft ganz dicht (gemeint ist: kurz).

Wer will, kann an dieser Stelle den Rumpf durch einen horizontalen Fender vor dem Dalben schützen. Aber die Scheuerleiste ist normalerweise dafür völlig ausreichend und schützt den Rumpf vor allen Kratzern.

Person b führt ihre Leine hinter dem Achterstag herum auf die andere Schiffsseite (hier Steuerbord) und wird dann kräftig ziehen, sodass das Heck sich langsam in die Box hineindreht.

Der Steuermann lässt sein Ruder in der Neutralposition. Im Stand hat das Ruder keine Wirkung. Er beobachtet stattdessen die Einfahrt und andere Schiffe sowie den Wind. - Weder will man andere Schiffe bei diesem Drehmanöver behindern, noch will man gegen den Wind arbeiten, vor allem wenn er evtl. auch noch in eine unerwünschte Richtung dreht, wodurch das momentan durchgeführte Umdrehen des Bootes evtl. zum Ablegen nicht mehr erforderlich wäre.

Person b am Heck muss ggf. einige Zeit an der Leine ziehen, bis sich das Schiff langsam in die gewünschte Richtung dreht. Vor allem am Heck ist diese Drehung erst spät und nur langsam erkennbar. Geduld.

Sobald die Drehbewegung jedoch erst einmal eingeleitet ist, wird das Schiff von selbst langsam weiterdrehen. Dann wird es Zeit, dass Person b die eigene Position verändert, um ihren Hebel und damit die eigene Kraftwirkung zu optimieren.

Umdrehen in die eigene Box zurück

Das Heck drehen - zweiter Teil. Hier das große Bild.

Dazu läuft zumindest Person b auf der Steuerbordseite mehrere Meter Richtung Bug (zumindest bis zu den evtl. störenden Backstagen).

Auch Person a kann diese Zeit nutzen, um sich etwas zu drehen und einen Schritt näher zum Heck zu gehen. Auch dies verbessert ihre Kraftwirkung beim anschließenden Ziehen.

Dann ziehen beide Personen wieder kräftig - quasi gegeneinander.

Dadurch dreht das Boot weit mit dem Heck in die eigene Box.

Umdrehen in die eigene Box zurück

Das Boot rückwärts wieder in die eigene Box ziehen - dritter Teil. Hier das große Bild.

Nun ist es wichtig, dass der Steuermann sein Ruder gerade hält, denn nun wird das Schiff Fahrt nach hinten aufnehmen, sodass er steuern kann und ggf. auch muss.

Zur Sicherheit kann er eine weitere Person c auf das Heck stellen, welche ggf. mit dem Fuß von anderen Booten abhält oder oben entlang der Boxen-Begrenzungs-Leine korrigierend mit der Hand eingreifen kann. Im schlimmsten Fall kann jene Person am Heck (bei zu viel Schwung) das Heck vor dem Anstoßen an die Leiter bewahren.

Nun lassen die beiden verholenden Personen a und b ihre Leinen locker und laufen damit Richtung Bug - etwa bis an die Wanten.

Dort angekommen ziehen beide gleichmäßig das Schiff etwas und mit nur geringer Kraft in die Box hinein.

Wie tief / weit man rückwärts in die eigne Box zurückverholt, ist Geschmackssache. - Persönlich würde ich mindestens 2/3 der Schiffslänge zurück in die Box verholen lassen, aber maximal soweit, dass noch mindestens 1 Meter Abstand am Heck zur Leiter gewahrt ist.

Umdrehen in die eigene Box zurück

Das Boot rückwärts wieder in die eigene Box ziehen - vierter Teil. Hier das große Bild.

Sobald das Schiff Fahrt rückwärts in die Box aufnimmt, kann man aufhören zu ziehen.

Der Kapitän lässt beide Personen a und b wieder mit lockeren Leinen ganz an das Heck laufen.

Gleichzeitig beordert er die dritte Person c vom Heck an den Bug, denn mit diesem will er ja auf der andern Seite der Hafeneinfahrt irgendwo festmachen, um dort z.B. die Segel zu setzen.

Sofern die Hafeneinfahrt frei ist, gibt der Kapitän das Kommando zum kräftigen Ziehen raus aus der Box.

Bereits bevor beim Hinausfahren aus der Box die Dalben die beiden Personen am Heck erreichen, muss der Skipper das Kommando Leinen los erteilen, damit diese Leinen losgeworfen werden. - Ansonsten müssen die beiden Personen die Leinen halten. Nochmals: Ohne Kommandos wirft man keine Leinen weg. Es könnte ja der Fall eintreten, dass der Skipper plötzlich eine ein- oder auslaufende Yacht erkennt und bremsen will / muss.

Der Skipper sollte das Ruder solange gerade halten, bis er komplett aus der eigenen Box raus ist. Ansonsten kann er zum Schluss noch alles durch einen Rempler an einen der beiden eigenen Dalben ausbremsen.

Es ist zwar ziemlich viel Lauferei mit den beiden Dalbenleinen. Aber ansonsten ist das Umdrehen einer Segelbootes leicht durchführbar. Führen Sie es in Ruhe und mit wenig Kraft durch. Dann gelingt es am besten.

Das Segelsetzen

Gehen wir von einem auflandigen Wind aus, bei welchem wir alle Segel im Hafen setzen:

Segel werden grundsätzlich vom Heck zum Bug gesetzt. D.h. es wird zuerst das hinterste Segel gehisst (hochgezogen). Bei einem Zweimaster wäre dies der Besan - auf den meist slup-getakelten Schiffen (mit nur einem Mast) ist es das Großsegel.

Dazu werden, falls vorhanden, die Backstagen geöffnet und etwas herausgezogen. Ansonsten kann man sich das Segel daran beschädigen, oder jene Backstagen behindern zumindest das Hochziehen erheblich.

Es wird nochmals geprüft, dass die Großsegelschot völlig frei ist. Da darf auch niemand darauf stehen.

Die Großschot sollte bereits beim Anschlagen des Segels (also vorher) dadurch gelockert worden sein, dass man den Baum mit beiden Händen einmal über seinen eigenen Kopf hochdrückte. Dabei werden alle Taljen (Flaschenzug) automatisch gelockert und viel Spiel in die Großschot gegeben.

Das Großsegel muss bei Winddrehungen während des Segelsetzens unbedingt frei in jede Richtung ausschwingen können. (Vorsicht: Kopf.) Ansonsten nimmt das Segelboot sofort Fahrt in eine ungewollte Richtung auf.

D.h. auch der Skipper lässt so lange seine Finger von der Großschot. Er benötigt sie erst zum letztendlichen Abdrehen und Raussegeln aus dem Hafen.

Eine (zu) dichte Großschot führt zuerst einmal dazu, dass das Segelsetzen erschwert wird. Dann kommt unnötige Hektik und Stress auf. Im schlimmsten Fall kann so ein Fehler (keine lose Großschot) zum kompletten Abbruch des Ablegens führen.

Das Segel wird mit gleichmäßigen Zügen gesetzt. Es empfiehlt sich, hierzu eine zweite Person zum Einführen des Vorlieks (Segelvorderkante) in die Mastkeep und eine weitere zum Anheben des Baumes einzuteilen.

Großsegel im Hafen setzen

Bild oben: Das Großsegel im Hafen setzen. Hier das große Bild.

Nach dem Belegen des Großfalles (Leine zum Segelhochziehen) muss das Fall noch sauber von der festen Part her in Buchten aufgeschossen werden.

Bitte machen Sie niemals Knoten in oder um ein aufgeschossenes Fall. Wenn das Segel einmal schnell geborgen werden muss, wird daraus sicher ein unentwirrbarer Wuhling entstehen.

Man legt das Fall lose in Buchten aufgeschossen unter das Deck oder hängt es, soweit möglich, lose an einen Haken unter Deck, oder an einem auf dem Deck montierten Mast auch manchmal über Deck.

Ein außenlaufendes Fall darf auch - von Achtern - durch die vertikal, parallel zum Mast verlaufende und unter enormem Zug stehende Part des Großfalles selbst gesteckt werden. Dort hält es sicher und ist immer schnell griffbereit. Allerdings sollte man sich die Richtung merken, in welcher man es durchgesteckt hat. Es muss in die Gegenrichtung zurückgezogen werden. Das hängt etwas von der Mannschaft ab. Rechtshänder greifen oft unbewusst mit der rechten Hand nach etwas und ziehen es dann nach rechts. Daraus sollte man folgernd für Rechtshänder die Leine auch von rechts nach links durch die senkrechte Part des Großfalles durchstecken.

Bei zahlreichen klassischen Yachten befindet sich die Belegklampe für das Großfall auf der Steuerbordseite. Dann sollte man die aufgeschossene Leine von Achtern nach vorne durchstecken, da in der Hektik fast alle Menschen das Großfall zu sich nach hinten ziehen. Dies gilt vor allem, wenn man dazu im Cockpit einer offenen Yacht (also hinter dem Mast) steht.

Großfall beklemmen

Bild oben: Das aufgeschossene Großfall hinter die senkrechte Part des Großfalles klemmen. Hier das große Bild.

Ferner muss noch das Vorliek getrimmt werden. Dies geschieht oft durch Tiefersetzen des Baumes an der Mastschiene. Zuerst zieht man den Sicherungsbolzen heraus, dann setzt man den Baum mit dem Lümmelbeschlag tiefer.

Bei Regattabooten mit trimmbarem Unterliek, kann man nun diese Segelunterkante des Großsegels noch fein einstellen - meist etwas nach Achtern anziehen.

Danach wird bei Segelbooten mit einer Normalfock diese gesetzt und das Vorliek getrimmt. Für das Fockfall gilt dasselbe wie für das Großfall.

Beim Ausrollen der Rollfock ist darauf zu achten, dass der Rollfockbändsel frei läuft.

Bei Rollfocks (Rollgenuas etc.) kann man diese auch erst beim tatsächlichen Ablegen (also beim Wegdrehen des Buges) ausrollen.

Der Vorteil liegt darin, dass dann die Person am Bug beim Klarieren der Bugleine und dem Verholen des Schiffes zum eigentlichen Ablegen nicht so stark behindert wird.

Der Nachteil liegt jedoch darin, dass dies dann koordiniert (spätestens, wenn die verholende Person mit der Bugleine nach achtern laufend die Wanten erreicht hat) und schnell erfolgen muss. Dann darf sich auch kein Rollfockbändsel mehr verheddern oder sonst etwas klemmen.

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung erzeugt das Vorsegel (wie der Vorflügel eines Flugzeuges beim Starten) den meisten Vortrieb und ist somit für die Beschleunigung des Schiffes extrem wichtig.

Im Zweifel gilt deshalb noch immer: Lieber das Vorsegel ein paar Sekunden schlagen lassen, bis man ablegt.

Während dieser Arbeiten muss der Steuermann die Übersicht behalten.

Er schaut z.B., ob sich andere Fahrzeuge der Hafeneinfahrt nähern und ihn selbst beim Ablegen behindern könnten.

Er beobachtet, ob sich das Segel beim Hissen irgendwo in der Takelage verhängt.

Er prüft, ob der Wind dreht.

Deshalb sollte er nicht den anderen irgendwo unten im Schiff helfen.

Drehender Wind

Falls der schlimmste Fall eintreten sollte und der Wind während des Segelsetzens tatsächlich dreht, muss man schnell entscheiden.

Befindet man sich noch in einem frühen Stadium des Setzens, so sollte man den gesamten Vorgang sofort abbrechen, das Segel wieder bergen und das Segelboot durch Verholen an die nun richtige (neue) Stelle im Hafen bewegen.

Sind die Segel jedoch bereits gesetzt, wenn der Wind dreht, so sollte man schnell die Bugleine lösen und versuchen, abzulegen. Dies funktioniert jedoch nur, wenn die Hafenausfahrt frei ist.

Zur Beruhigung sei angemerkt, dass es an Binnenrevieren zwar häufig zu Winddrehungen kommt, diese jedoch selten so groß sind, dass man an der zuerst gewählten Stelle im Hafen nun zum Ablegen völlig falsch läge.

Umsicht und Rücksicht

Dass man keine anderen Schiffe beschädigt, dürfte jedem sofort einleuchten. Jeder darf hierzu selbständig mit den Füßen vom anderen Schiff abhalten - z.B. an dessen Scheuerleiste. - Vermeiden Sie es jedoch, die Finger oder Hand zwischen zwei Boote einzuklemmen.

Beim Ablegen darf aber auch grundsätzlich niemand über Gebühr behindert werden.

Wenn z.B. ein Segelboot vom inneren Teil des Hafens bereits sein Ablegemanöver eingeleitet hat und gerade versucht, aus der Ausfahrt hinauszusegeln, darf das eigene Schiff nicht aus der Box herausverholt und dem Ausfahrenden der ganze Weg versperrt werden.

Wenn ein anderes Boot sich gerade verholt, sollte man etwas inne halten und erst überlegen, was jener Skipper machen will und wo er hierzu vorbei muss.

Wenn wir bei auflandigem Wind die Segel im Hafen an einem Dalben setzen wollen, binden wir die Verbindungsleine zum Dalben recht kurz an unserem Bugbeschlag fest, sodass andere noch an unserem Heck vorbeifahren können. Die Einfahrten sind in fast allen Häfen meist eng.

Beim Ablegen - besonders vor Top und Takel - halten wir außerhalb des Hafens einen größeren Abstand von den Hafen-Einfahrten (ca. 100-150 m) und achten besonders auf die Vorrangschiffe, welche einen regelmäßigen Fährverkehr unterhalten.

Auf geht's: Ablegen bei ablandigem Wind.

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Segeln 21 - Dr. Schuhmacher

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